17 Januar 2008

Nachrichten aus den Anden


Heute keine News von Spackeln oder sonstigen tierischen Rudeln, aber die wöchentlichen Nachrichten aus unserem Andenstaat, die Axel Jeroma vom Team geschrieben hat und für den blog zur Verfügung stellt. Unten im Text gibt es auch vulkanisches, etwas aus dem Sport und das Wetter ....

Interessante Leseminuten wünscht Euch Iris

******** Quito Panorama ************



Kommentar:

Integration in Deutschland und Ecuador –
ein Vergleich Von Axel Jeroma

Ein Thema beherrscht seit Tagen die öffentliche Debatte in Deutschland: Die Eingliederung von Ausländern in die Gesellschaft. Oder besser gesagt, die Forderung, sie aus dem Land zu werfen, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten. Das Problem Integration hat Deutschland nicht exklusiv. Auch in Ecuador lebt eine stattliche Zahl von Ausländern. Wie geht man hier mit diesem Thema um? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es im Vergleich zu Deutschland? Und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Diesen Fragen gehen wir in unserem Kommentar der Woche nach.

Wer langfristig in Ecuador leben und arbeiten möchte, braucht zunächst ein Visum. Ohne das geht auf legalem Weg nichts. Die Einreiseerlaubnis bekommt in der Regel nur derjenige, der im Land einer geregelten Tätigkeit nachgehen will - in einer Firma oder gemeinnützigen Organisation etwa. Diese müssen gewährleisten, dass dem Staat Ecuador keine Kosten durch den Aufenthalt des Mitarbeiters entstehen. Hintergrund der Regelung: Die Regierung möchte verhindern, dass Aussteiger oder windige Geschäftsleute ins Land kommen und am Ende dem Staat auf der Tasche liegen. Viel zu erwarten hätte man von der öffentlichen Hand übrigens nicht. Denn das soziale Netz in Ecuador ist längst nicht so dicht geknüpft wie in Deutschland. Mehr als eine Grundversorgung im Krankheitsfall leistet der Staat nicht. Von einer Absicherung bei Arbeitslosigkeit oder Invalidität wie in Deutschland können die Menschen in Ecuador nur träumen.

Einen gewichtigen Unterschied gibt es auch bei der Strafverfolgung. In Deutschland fordern aktuell etliche Politiker die rasche Abschiebung von ausländischen Straftätern. Das gibt das deutsche Gesetz ausdrücklich her. Eine rasche Abschiebung dürfte mancher straffällig gewordene Europäer in Ecuador herbeisehnen. Denn die Haftbedingungen sind hart. Doch die Abschiebung von Strafgefangenen ist die Ausnahme. Eine Haftstrafe muss meist vollständig in Ecuador verbüßt werden, weil es zwischen dem Land und der Europäischen Union kein Auslieferungsabkommen gibt. Die Zahl der europäischen Ausländer in den Gefängnissen Ecuadors ist jedoch gering. Das spricht für die Touristen und Einwanderer aus Europa und ihren Respekt vor den Gesetzen ihres Gastlandes.

Der Schlüssel für die Integration ist ohne Zweifel die Sprache. Wer sich nicht mit den Menschen unterhalten kann, wird nie vollständig in einem Land zu Hause sein. Das gilt für Deutschland genauso wie für Ecuador. Sprachschulen gibt es in dem Andenstaat wie Sand am Meer. Das Erlernen der Sprache bleibt jedem Einwanderer selbst überlassen. Der Staat käme nie auf die Idee, das Sprachstudium von Ausländern finanziell zu fördern, damit deren Integration gelingt. Zudem gibt es keine staatlichen Leistungskontrollen, was die Sprache betrifft. Warum auch? Das regelt sich nämlich von selbst. Wer in Ecuador den Alltag und damit das Leben meistern will, braucht Spanisch, zumindest Grundkenntnisse. Ohne die kommt man nirgends weiter – weder beim Bäcker an der Ecke und schon gar nicht auf dem Amt. Das ist Motivation genug, die Sprache und die Kultur des Landes verstehen zu lernen.

Was Ausländern bei der Integration in Ecuador zu Gute kommt, ist die Offenheit der Menschen. Man nimmt den Fremden wahr, will etwas von ihm wissen, beantwortet seine Fragen, hilft ihm weiter. Offene Feindseligkeiten, vor allem gegenüber europäischen Ausländern, sind den Ecuadorianern fremd. Das widerstrebt ihrem Wesen. Schließlich ist Ecuador selbst ein Potpourri verschiedener Volksstämme. Ein Fremder wird deshalb nicht als Bedrohung gesehen, sondern als Mitmensch. Einer, den Gott ebenfalls geschaffen hat und liebt, wie es in der Bibel steht.

Was das Thema Integration anbelangt, so meine ich, können speziell wir Deutschen viel von den Ecuadorianern lernen. Einerseits gibt es im Land die erwähnten klaren Vorgaben: Wer die Gesetze, Sitten und Gebräuche das Andenstaates nicht respektiert, kann nicht mit Milde oder Verständnis rechnen. Richtig so. Aber andererseits gibt es eben auch die angesprochene Offenheit gegenüber dem Fremden, dem Suchenden.

Es wäre schön, wenn diese beiden Haltungen in Deutschland Raum greifen könnten. Sie würden eine überhitzte Debatte auf eine erträgliche Temperatur abkühlen.



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Die Nachrichten für den 17. Januar 2008

Vulkan speit Feuer und Asche

Die Spannung rund um den Vulkan Tungurahua steigt: Seit Tagen treten aus dem 5000 Meter hohen Vulkan Lava und Asche aus. Einige der umliegenden Dörfer mussten bereits evakuiert werden. Rund 250 Hektar Ackerland sind durch den Ascheregen unbrauchbar geworden. Auch die Touristenhochburg Baños war am Wochenende von einer dichten Staubwolke eingehüllt. Die Vulkanologen befürchten, dass es bald zu einer starken Explosion im Innern des Vulkans kommt.

Lebensmittelpreise steigen spürbar an

Deutliche Mehrausgaben für die tägliche Mahlzeit: Die Lebensmittelpreise in Ecuador sind in den vergangenen Wochen merklich gestiegen. Das Pfund Nudeln zum Beispiel ist in manchen Supermärkten um bis zu 50 Cent teurer geworden. Aufgrund der Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich kosten nun auch die meisten Essen in den Tages- und Schnellrestaurants zwischen 30 und 50 Cent mehr

Wirtschaft verlangt Verlässlichkeit der Politik

Sicherheit für Investoren gefordert: Die Wirtschaft Ecuadors ist nicht per se gegen die Politik von Präsident Rafael Correa. Das sagte in der vergangenen Woche ein hochrangiger Wirtschaftsvertreter der Presse in Quito. Wichtig sei, dass im Land nach Inkrafttreten der neuen Verfassung und den folgenden Generalwahlen politische Stabilität einziehe. Investoren benötigten Rechtssicherheit. Sonst würden sie in andere Länder abwandern.

Militärs wünschen sich Wahlrecht

Soldaten wollen an die Urnen: Das ecuadorianische Militär hat in der vergangenen Woche das Wahlrecht für die Angehörigen der Streitkräfte gefordert. Einen entsprechenden Antrag reichte die Militärführung des Landes vorige Woche bei der Verfassungsgebenden Versammlung ein. In dem Gremium sitzen mit Luis Hernandez und Gilmar Gutierrez ehemalige hochrangige Militärs des Landes. Sie sicherten dem Antrag ihre Unterstützung zu. Die Mehrheitsfraktion Acuerdo País signalisierte ebenfalls Bereitschaft, das Anliegen wohlwollend zu prüfen.

Noboa verliert Sitz in der Verfassungsgebenden Versammlung

Dreimaliger Präsidentschaftskandidat außen vor: Àlvaro Noboa, einer der wichtigsten politischen Gegenspieler von Ecuadors Präsident Rafael Correa, hat seinen Sitz in der Verfassungsgebenden Versammlung verloren. Der Grund für den Ausschluss: Er hatte bis Ende voriger Woche nicht wie gefordert seine Vermögens- und Steuererklärung beim Präsidium vorgelegt. Alle anderen Abgeordneten hatten ihre Unterlagen fristgerecht eingereicht. Die Abgabe der Erklärungen waren Voraussetzung für die Ausübung des Mandates.


Quito und La Paz als Spielorte gefährdet

Diskussion über Spiele in großen Höhenlagen: Der südamerikanische Fußball-Verband Conmebol berät in der nächsten Woche ein wichtiges Thema für Ecuador und Bolivien. Es geht um das Ansinnen des Weltfußball-Verbandes FIFA, dass WM-Qualifikationsspiele ab 2750 Meter Höhe künftig nur noch dann zugelassen werden, wenn die Spieler vorher ausreichend Zeit zur Akklimatisierung bekommen. Die Rede ist von mindestens einer Woche. Diese Forderung ist aufgrund des gefüllten Terminkalenders der Profis jedoch kaum umzusetzen. Möglich erscheint deshalb folgendes Szenario: Die südamerikanischen Verbände verständigen sich darauf, Qualifikationsspiele künftig nicht mehr über 3000 Meter Höhe auszutragen. Somit wäre nur La Paz aus dem Rennen.

Sonne und Regen im Wechsel

Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Sonne und Regen haben sich in der vergangenen Woche im Andenhochland abgewechselt. Die meisten Niederschläge fielen jedoch in den Abend- und Nachtstunden. So konnten sich die Straßencafés tagsüber über zahlreiche Gäste freuen, die ihre Mittagspause draußen unter den Sonnenschirmen verbringen wollten.