05 März 2008

NewsPlus 060308

Liebe Freunde auf dem BLOG!
Nun bin ich doch noch mal mit den Nachrichten zu finden.

In dieser Woche kam schlechte Kunde von Ecuador und Kolumbien nach Europa. Beide Länder liegen im Clinch wegen eines nicht abgesprochenen Einsatzes des kolumbianischen Militärs auf ecuadorianischem Staatsgebiet. Dabei wurde ein führendes Mitglied der kolumbianischen Rebellen-Organisation FARC getötet. Wie die diplomatische Krise ausgeht, ist bis zur Stunde völlig offen.
Ein Thema sind weiterhin die Überschwemmungen im Land. Damit beschäftigt sich auch der Kommentar von Eckehart Wolff.
Axel Jeroma hat zudem weitere Nachrichten für Sie bereitgestellt.

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Nachrichten am 6. März 2008

Hilfsmaßnahmen in Überschwemmungsgebieten angelaufen
Menschen an der Küste bekommen tatakräftige Unterstützung: In den von schweren Überschwemmungen heimgesuchten Gebieten Ecuadors ist in der vergangenen Woche eine Reihe von Hilfsmaßnahmen angelaufen. Zahlreiche Länder wie Spanien, Peru, Chile und die Vereinigten Staaten schickten Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete. Auch ecuadorianische Organisationen sind vor Ort. Sie verteilen Lebensmittel und leisten medizinische und technische Hilfe. Dazu zählt auch das Missionswerk HCJB. Die Bilanz des Hochwassers ist erschütternd. Der Sachschaden beträgt Schätzungen zufolge rund eine Milliarde US-Dollar. 265.000 Menschen mussten aus ihren Häusern und Wohnungen evakuiert werden.

Ecuador bricht Beziehungen zu Kolumbien ab
Militäreinsatz löst schwere Krise aus: Ecuador hat Anfang der Woche die diplomatischen Beziehungen zu seinem nördlichen Nachbarn Kolumbien abgebrochen. Der Grund ist die Ermordung des Rebellenführers Raúl Reyes durch die kolumbianische Armee auf ecuadorianischem Staatsgebiet. Die Militäraktion war vorab nicht mit Ecuador abgesprochen gewesen. Einer Entschuldigung seitens der kolumbianischen Regierung folgten schwere Vorwürfe an Ecuador. Das Land arbeite mit den FARC zusammen, hieß es aus Bogotá. Die Regierung Ecuadors wies die Vorwürfe zurück.

Keine Entlassungen bei Siemens in Ecuador
Aufatmen bei Siemens-Mitarbeitern: Der Elektronikkonzern wird in Ecuador keine Stellen abbauen. Dies teilte der hiesige Geschäftsführer der Siemens-Niederlassung, Leonardo Gómez mit. Siemens beschäftigt in seinem Werk in Ecuador derzeit rund 100 Mitarbeiter. Weltweit will der Konzern in diesem Jahr bis zu 3800 Stellen streichen, 2000 davon in Deutschland.

Fluggesellschaften protestieren gegen hohe Gebühren
Energischer Widerstand: Die ecuadorianischen Fluggesellschaften haben gegen die hohen Steuern und Gebühren in Quito protestiert. Der Flughafen der Hauptstadt zähle zu den teuersten in ganz Amerika, sagte Antonio Salvador, der Präsident der Vereinigung der ecuadorianischen Fluggesellschaften vorige Woche der Presse. Vor allem kleine Fluglinien sehen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht. Die Gesellschaft Icaro muss monatlich allein 33.000 Dollar an Steuern an die Flughafengesellschaft zahlen. Aus diesem Grund überlegt Icaro, ihre Flüge vom 80 Kilometer entfernten Flughafen in Latacunga aus abzuwickeln. Weitere Gebührensteigerungen, vor allem im Zusammenhang mit dem Neubau des Flughafens in Quito, würden die Fluggesellschaften an die Kunden weitergeben, sagte Antonio Salvador, Präsident der Fluggesellschaften-Vereinigung.

Sixto Vizuete zum Nationaltrainer befördert
Von der Übergangs- zur Dauerlösung: Der bisherige Interimstrainer Sixto Vizuete ist seit voriger Woche offiziell Cheftrainer von Ecuadors Fußball-Nationalmannschaft. Nach der Absage von Wunschtrainer Hernan Darío Gomez war zuletzt alles auf eine Beförderung von Sixto Vizuete hinausgelaufen. Die Ernennung Vizuetes wurde jedoch von einer schlechten Nachricht überschattet. Edison Mendez, der Mittelfeldstar Ecuadors in Diensten des holländischen Erstligisten PSV Eindhoven, erklärte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Er begründete seinen Entschluss damit, dass er nicht mit der Ernennung Vizuetes zum Nationalcoach einverstanden sei. Er hätte sich einen international erfahrenen Trainer gewünscht.

Stark bewölkt, jedoch weitgehend trocken
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Weitgehend trocken war es in der vergangenen Woche im Andenhochland. Aus dem meist stark bewölkten Himmel fielen nur vereinzelte, mitunter jedoch kräftige Schauer. Der Regenschirm bleibt auch in den nächsten Tagen ein wichtiges Utensil für die Bewohner Ecuadors. Für März und April sind landesweit weitere kräftige Regenfälle vorausgesagt.



Kommentar am 6. März 2008 - Dr. Eckehart Wolff

Land unter heißt es seit Wochen in Ecuador. Und es scheint, als ob die Katastrophe jeden Tag schlimmere Ausmaße annimmt.

Zwei Küstenprovinzen Ecuadors stehen nahezu komplett unter Wasser. Überall werden Erdrutsche gemeldet, die die Straßen der Küstenregion verschütten. Das Land scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Jetzt wurde für alle 24 Provinzen Ecuadors der Ausnahmezustand ausgerufen. Das bedeutet, dass das Militär überall zur Hilfe eingesetzt wird.

War es bis vor kurzem das Gebiet um den Vulkan Tungurahua, der ganze Dörfer mit Asche bedeckte, Ernten vernichtete, Menschen zur Evakuierung zwang, so hat sich die Lage dort beruhigt. Wir von HCJB waren vor wenigen Tagen in einem Lager für Evakuierte, betreuten sie medizinisch und konnten uns überzeugen, dass für sie viel getan wird. Die Regierung gibt ihnen Lebensmittel, vor allem Gemüse und frisches Obst. Sie bewirtschaften teilweise noch ihre Felder, schlafen aber sicherheitshalber in neu errichteten Holzhütten, etwa acht Kilometer Luftlinie vom Vulkan entfernt - den "staubproduzierenden Schlot" immer vor Augen.

Nein, derzeit leiden die Menschen an der Küste durch den anhaltenden Dauerregen am meisten. Den gibt es zwar jedes Jahr in der Regenzeit, aber selten war die Lage so schlimm wie 2008. Anfang des Jahres wurde der Reis gesetzt. Jetzt steht er seit Wochen unter Wasser und verfault. Für eine Ernte müssen neue Pflanzen gezogen werden. In die Kakaoplantagen fahren die Menschen mit Booten, um die Früchte zu ernten, bevor das Wasser sie erreicht. Aber wo sollen die Früchte trocknen, wie sonst auf dem Zementboden der Höfe oder am Straßenrand? Denn nur die getrockneten Bohnen der Kakaofrucht bringen Geld. Ecuador ist zudem Exportweltmeister bei Bananen. Aber auch da muss derzeit oft mit Booten "geerntet" werden.

Viele Häuser in den Küstenprovinzen stehen auf Stelzen. Manche dieser Stelzen sind nicht hoch genug gewesen. Häuser wurden fortgeschwemmt. In anderen Häusern steht das Wasser bis zum zweiten Stock. Man sieht überall Menschen, die ihre Habe auf Fahrrädern oder Booten wegbringen. Das Militär und der Zivilschutz helfen den Menschen beim "Umzug". Hunderte von Massen-Notunterkünften bestehen auf der "Anhöhen". Die ecuatorianische Küste weist jedoch nur wenig Gefälle auf. Das Wasser fließt daher nur langsam ab, es ist braun von der mitgenommenen Erde. Wasserpflanzen gedeihen darin prächtig. Vielerorts grünt es durch solche Pflanzen. So sieht die Lage vom Flugzeug aus oft gar nicht so schlimm aus. Doch was man nicht sieht: Die Bewohner waten bis zur Brust im Wasser und wehe dem, der dabei "die Straße verfehlt". Er landet im Straßengraben und da heißt es schwimmen, um zu überleben.

Aber nicht nur die Wasserpflanzen gedeihen bestens. Auch Krankheiten wie das Denguefieber und die Malaria nehmen deutlich zu. Menschen klagen über Hautkrankheiten. Überall beißen die Millionen von Moskitos ihre Opfer. Derzeit sind viele Teams aus allen Teilen des Landes dabei, den Menschen zu helfen. Eine Welle der Solidarität zeigt sich. Menschen spenden Lebensmittel, helfen praktisch im Gesundheitswesen - so auch HCJB mit mehreren Gruppen. Auch internationale Hilfe ist am Anrollen, aus der EU, aus Japan, aus den USA:

Ecuador hat verschiedene Klimazonen. Wettermäßig am stabilsten ist es derzeit im Oriente, dem Ostteil des Landes. Das Hochland tritt nun ebenfalls in eine Regenperiode ein. Heftige Gewitter mit Eisregen und Hagel suchen derzeit die Hauptstadt Quito und Umgebung heim. Doch das ist nichts Ungewöhnliches im Hochland, wenn auch hie und da Schlammlawinen die Straßen unpassierbar machen und Häuser auf wenig befestigen Abhängen zum Einsturz bringen. Überschwemmungen gibt es auch in anderen Ländern Südamerikas. In Bolivien steht das Amazonastiefland unter Wasser, und im Osten Perus regnet es heftig.

Und im Mai und Juni erwarten die Menschen im Oriente Ecuadors "die Sintflut" - wie jedes Jahr. Das werden auch hier Straßen verschüttet sein und die Bäche sich in reißende Flüsse verwandeln. Dann wird es im Hochland Ecuadors Sommer werden und an der Küste staubig und trocken. Man kann sich keine größeren Unterschiede vorstellen in einem Land wie dem unsrigen. Während man an einem Ort in Freuden lebt, bricht wenige Kilometer weiter die nächste Katastrophe aus. Und was machen die Vulkane zwischendurch? Deren "Regenzeit" unterliegt anderen Naturgesetzen.