28 Februar 2008

NewsPlus 280208

Herzliche Grüße aus den immer noch verregneten Anden.
Man könnte glauben die Äquatorsonne wäre ausgewandert. Die Überschwemmungen an der Küste sind heftig.Wir frieren hier nur, haben aber nicht das Wasser bis zum Hals und im Wohnzimmer stehen. So will ich nicht klaren - sondern nur informieren.

HCJB global hat jetzt einige Einsätze gestartet um den Menschen vor Ort zu helfen. Hier bei HCJB werden Lebensmittel gesammelt, die dann auch verteilt werden. Viele haben alles verloren - Haus - Tiere - Land bei Erdrutsch - oder das Leben - oder Angehörige.

Wo mir gerade das Wasser bis zum Hals steht ist die Tatsache, dass beim Verschieben der ganzen Email-Korrespondenz mit allen Daten, Email Adressen und Terminen bis einschliesslich 21.12. verschwunden ist. Da bekomme ich wirklich kalte Füsse. Mal sehen, ob ein schlauer Mensch den Emails und archivierter Korrespondenz auf die Schliche kommt.

Bisdahin schicke ich jetzt einfach mal die Nachrichten aus Ecuador.

Die Redaktion hatte wieder Axel Jeroma.

Ein Dankeschön an dieser Stelle an Axel für seine gute Arbeit.
Mit herzlichen Grüßen aus der Mitte der Welt,

Eure Iris


Foto: Marco Schaa


***********

Nachrichten am 28. Februar 2008

Notstand in Ecuador ausgerufen

Hohe Schäden durch Überschwemmungen: Weitere schwere Regenfälle haben in Ecuador Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Allein die Einbußen für die Landwirtschaft werden
von staatlichen Stellen auf 161 Millionen Dollar beziffert. Über 300.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen in den vergangenen Tagen ihre Wohnungen verlassen und
vorübergehend in Notunterkünfte ziehen. Das genaue Ausmaß der Schäden wird sich jedoch erst ermitteln lassen, wenn das Wasser zurückgeht. Als eine Folge der Überschwemmungen prophezeien Wirtschaftsfachleute bereits jetzt steigende Lebensmittelpreise in Ecuador. Das dürfte auch Exportgüter wie Bananen oder Kakao betreffen.

Wirtschaftskrise in Amerika reicht bis nach Ecuador

Weniger Geld für ecuadorianische Familien: Die Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten bekommen auch viele Familien in Ecuador zu spüren. Der Grund: Zahlreiche Ecuadorianer, die in den USA als Tagelöhner oder auf andere Weise geringfügig beschäftigt sind, verdienen deutlich weniger und können kaum noch Geld in die Heimat schicken. Darauf machte in der vergangenen Woche die Tageszeitung „El Comercio“ aufmerksam. In einigen Fällen kommen bei den Angehörigen in Ecuador bis zu 300 Dollar weniger im Monat an, als vor der Krise in den USA. Das reißt immense Löcher in manche Haushaltskasse. Denn 300 Dollar sind für viele Ecuadorianer mehr als ein Monatslohn.

Galapagos-Inseln setzen ganz auf erneuerbare Energien

Ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2015 wollen die Galapagos-Inseln ihren Strom ausschließlich mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugen. Das verlautete aus Kreisen der Regionalverwaltung der
Inseln. Ein Großteil der Energie soll durch Windparks an der Küste gewonnen werden. Zudem setzt man auf Fotovoltaikanlagen und Generatoren, die ausschließlich mit Biodiesel betrieben werden. In den nächsten Jahren sollen über zehn Millionen Dollar in den Bereich der erneuerbaren Energien investiert werden.

Vulkan Tungurahua soll Touristen anlocken

Chance statt Schrecken: Die Stadt Baños will den Vulkan Tungurahua als zentrales Element in ihr neues Tourismus-Konzept einbauen. Bislang schreckte der Tungurahua mit seinen Ausbrüchen hauptsächlich Urlauber ab. Das soll sich nach den Überlegungen der Touristiker der Region um Baños bald ändern. Sie möchten geführte Nachtwanderungen in die Umgebung des Vulkans anbieten. Die Besucher sollen dabei die Eruptionen und die ausströmende Lava als Naturschauspiel und nicht als Bedrohung wahrnehmen. Mit weiteren Attraktionen wie Canyoning oder Rafting sollen zusätzliche Gäste in die hauptsächlich wegen ihrer Thermalquellen berühmte Stadt Baños gelockt werden.

Wunschtrainer Gomez sagt Ecuador ab
Keine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Hernan Darío Gomez wird nicht Trainer der ecuadorianischen Fußball-Nationalmannschaft. Das sagte der Kolumbianer in der vergangenen Woche dem ecuadorianischen Verband und anschließend der Presse. Damit beendete er die Spekulationen über eine Rückkehr nach Ecuador. Gomez hatte Ecuadors Fußball-Nationalelf zur WM 2002 geführt. 2004 war er nach der verpatzten Südamerika-Meisterschaft zurückgetreten. Als Favorit auf den Posten gilt nun Interimstrainer Sixto Vizuete. Ins Spiel gebracht wird zudem Gabriel Perrone, aktuell Trainer des ecuadorianischen Erstligisten Deportivo Cuenca.

Nachlassende Niederschläge im Andenhochland
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Die schweren Regenfälle im Andenhochland wie auch im übrigen Ecuador haben etwas nachgelassen. Allerdings gehen die Meteorologen davon aus, dass die Niederschläge bis April etwa 40 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt liegen werden. Weitere Überschwemmungen in den nächsten Wochen schließen die Wetterexperten daher nicht aus.

In Lateinamerika ist am Sonntag eine Ära zu Ende gegangen.
Der kubanische Staatschef Fidel Castro gab nach 49 Jahren die Macht an seinen Bruder Raúl ab. In unserem Kommentar der Woche erinnert Eckehart Wolff an einige Etappen des politischen Wirkens von Fidel Catstro.
Nach 49 Jahren an der Macht hat der dienstälteste Staatschef der Welt die Regierungsgeschäfte abgegeben. Der 81-Jährige, geistig noch voll auf der Höhe, hatte den Kampfanzug wegen einer Darmerkrankung schon länger gegen den Trainingsanzug eingetauscht. Eine Ära geht zu Ende. Nachfolger wurde sein Bruder Raúl Castro, der seit Fidels Krankheit schon seit fast 2 Jahren die Staatsgeschäfte provisorisch leitete.
Dahinter wartet eine jüngere Führungsmannschaft. Man ist gespannt, wie der Wechsel ausfallen wird. Fidel Castro, geboren 1931 als unehelicher Sohn des Einwanderers Ángel Castro und seiner Köchin Lina Ruz ist seit dem 01. Januar 1959 erster Mann in Cuba, als der Diktator Bastida ins Exil flieht. Schon sechs Jahr zuvor macht er sich einen Namen, als eine Gruppe von Revolutionären eine Kaserne in Santiago de Cuba angreift. Der Cup gelingt nicht. Die Kommunisten fliehen ins Ausland, kommen aber drei Jahre später wieder. Diesmal schaffen sie es, das Volk für sich zu gewinnen.
Der Sozialismus wir zur Staatform. Damit beginnt aber auch eine lange Zeit der Isolierung der Insel. 1962 wir Kuba aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgeschlossen. Dafür zeigen die Russen Interesse an einer Militärbase 73 km südlich von Florida. Immer wieder gibt es Versuche von Exilkubanern, durch Invasion und Hilfe von Außen, eine Gegenrevolution durchzuführen. Die wohl spektakulärste, die Invasion in der Bucht von Cochinos, beendet Fidel Castro als Kommandant höchstpersönlich. Das macht ihn zu einem noch größeren Helden.
Cuba übersteht nicht nur die Isolation. Es geht ideologisch zum Gegenangriff über und entwickelt ein Sendungsbewusstsein. Der Sozialismus wird nach außen getragen. Che Guevara aus Argentinien, enger Gefährte Castros, reist durch Südamerika. In Argentinien ist Eva Perón eine Vorreiterin des Sozialismus, 1971 kommt Salvador Allende in Chile an die Macht. In Bolivien und
vielen anderen Ländern gärt es in sozialen Fragen.
Kommunistische Kollaborateure sind unentwegt im Lande und wiegeln die armen Landarbeiter gegen die Großgrundbesitzer auf. In Kolumbien entstehen die Untergrundsbewegungen der
Guerillas. In Argentinien, Chile und Bolivien kommt es zu rechten Diktaturen als Gegenreaktion. Che Guevara kommt schließlich in Bolivien um. Aber Kuba gibt sich nicht geschlagen. Tausende
Cubaner engagieren sich in Afrika, hauptsächlich in Angola. Ruhiger wird es erst, als die Sowjetunion zusammenbricht. Die Hilfe von außen wird weniger. Jetzt kämpft Cuba mit
wirtschaftlichen Problemen. Der sozialistische Elan lässt nach, aber das Regime sitzt weiter fest im Sattel.
Aus westlicher Sicht ist Cuba eine rückständige Insel, die Menschen sind arm und leben in einem Zwangssystem. Es wird Zeit, dass sich da etwas ändert. Aus lateinamerikanischer Sicht sieht die Sache jedoch anders aus. Das Gesundheitssystem Cubas ist nach wie vor Vorbild. Cuba nimmt in seine Spezialkliniken nach wie vor jährlich eine gewisse Zahl Patienten aus anderen Ländern Südamerika zur Behandlung auf. Die Medizin ist dort bezahlbar, und Cuba verhilft aso auch anderen Ländern zu bezahlbaren Preisen. Viele Studenten, etwa aus Ecuador, studieren Medizin in Cuba. Die Ausbildung ist praktisch und gut. Cuba ist in vielem heute noch Vorbild und alles andere als ein verschlossenes Land.
Anders wiederum die Sicht aus den USA. Dort wartet man auf das Ende der Ära Fidel Castro, um dann die "Freie Markwirtschaft und die Demokratie" einzuführen. Viel Druck, ja Mordversuche auf Fidel sind fehlgeschlagen. Für die Menschen in Cuba wäre eine plötzliche politische Öffnung der Anfang vom Chaos. Sie sind auf solche Änderungen nicht vorbereitet. Es würde zu Mord und Totschlag führen. Dass Cuba sich ändern muss und wird, darin sind sich alle einig. Aber es sollte eine Änderung in Schritten sein. Vorbild könnten dabei China oder Vietnam sein. Auch wenn es dort alles andere als gerecht zugeht, ist doch der Übergang gesteuert und nicht ganz so abrupt. Wird das Cuba gelingen oder ist der Druck der Exilkubanern in Florida zu groß? Ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen und sie sind zahlreich. Es gibt eine Anekdote die Folgendes besagt: Wenn die US-Amerikaner die Guantanamo-Bucht an Cuba zurückgeben, werden auch die Kubaner Miami an die USA zurückgeben. Da ist viel Wahres dran.

21 Februar 2008

NewsPlus 220208


Ihr Lieben!

Heute kommen wieder kühle Nachrichten aus dem Lande des Äquators. Ein Dankeschön an Axel Jeroma und Eckehart Wolff für die Ausarbeitung. Währnd wir hier nur frieren bei Regen geht es bei dem Hochwasser an der Küste schon regelrecht an die Existenz der Leute. Aber ... hier die Nachrichten.
Einen lieben Gruß aus den Anden von Iris

**************

Nachrichten am 21. Februar 2008 - Redaktion Axel Jeroma

Diskussion um Meeresgrenze zwischen Peru und Ecuador
Anfrage abgelehnt: Ecuador will kein neues Abkommen über den Verlauf seiner Meeresgrenze zu Peru unterzeichnen. Eine entsprechende Bitte der Regierung aus Lima lehnte Ecuadors Außenministerin Isabel Salvador in der vergangenen Woche ab. Sie hält zwei bestehende Abkommen aus den 1950er Jahren für ausreichend. In der Vergangenheit war es zwischen beiden Ländern mehrfach zu Konflikten wegen des Grenzverlaufes gekommen. Anfang 1995 hatte es deswegen sogar einen einmonatigen Krieg zwischen beiden Andenstaaten gegeben.

Lage am Tungurahua hat sich entspannt
Alarmstufe rot aufgehoben: Die Lage rund um den Vulkan Tungurahua hat sich entspannt. Die Behörden haben inzwischen die höchste Alarmstufe abgeschwächt. Die Tätigkeit im Innern des Berges ließ am Samstag merklich nach. Es trat keine Lava mehr aus. Und auch die Asche-Emissionen schwächten sich ab. Vor allem durch den Ausstoß von Asche durch den Tungurahua in den vergangenen Wochen sind rund 13.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche unbrauchbar geworden.

Ecuador und Venezuela vertiefen Beziehungen
Gegenseitige Unterstützung vereinbart: Venezuela und Ecuador wollen künftig in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit noch enger zusammenarbeiten. Das wurde nach einem Staatsbesuch von Ecuadors Außenministerin Isabel Salvador vergangene Woche bei Venezuelas Präsident Hugo Chavez bekannt. Außerdem will Ecuador die venezolanischen Bemühungen um die Freilassung weiterer Geiseln der kolumbianischen Rebellen-Organisation FARC unterstützen.

Neuer Flughafen in Quito soll 2010 fertig sein
Erste Starts und Landungen für Oktober 2010 geplant: Der Bau des neuen Flughafens in Ecuadors Hauptstadt Quito geht voran. Verantwortlich für den Bau ist ein Konsortium aus Kanada. Wie einer dessen Sprecher vorige Woche in Quito mitteilte, werden in das Projekt rund 600 Millionen US-Dollar investiert. Dafür erwirbt die kanadische Firmengruppe eine Konzession von 30 Jahren am neuen Flughafen Quiport.

Mitte der Welt will attraktiver werden
Umbaumaßnahmen an der Äquatorlinie: Das beliebte Touristenziel Mitad del Mundo, auf Deutsch: Mitte der Welt, soll attraktiver gemacht werden. Das Projekt gehört zu einem umfassenden Modernisierungsplan, der die gesamte Region um die Hauptstadt Quito einschließt. Pro Jahr kommen rund 850.000 Besucher nach Mitad del Mundo. Deren Kritik ist jedoch meist vernichtend, wie von Tourismusexperten zu hören war. Der Großteil der Besucher findet das Areal schlicht und ergreifend langweilig. Viele Touristen machen deshalb nur schnell ein Foto, das sie mit je einem Bein auf beiden Erdhablkugeln zeigt, und ziehen dann weiter. Demnächst soll der Komplex Mitad del Mundo unter anderem mit naturwissenschaftlichen Einrichtungen aufgewertet werden. Einen konkreten Zeit- und Finanzplan für den Umbau gibt es jedoch noch nicht.

Zehntausende Menschen leiden unter Überschwemmungen
Weiter Land unter in Ecuador und Bolivien: Zehntausende Menschen in den Küstenregionen Ecuadors und Boliviens haben nach wie vor unter heftigen Überschwemmungen zu leiden. Viele Familien mussten ihre Häuser verlassen. Etliche Straßen waren nach Erdrutschen unpassierbar. Boliviens Präsident Evo Morales macht derweil die Industrienationen mitverantwortlich für die Schäden. Sie betrieben mit ihrer Politik Raubbau an der Umwelt. Und die Zeche dafür zahlen müssten die armen Leute in Staaten wie Bolivien, kritisierte Morales.

Ausländische Fußballer spielen ohne gültige Papiere
Kicker ohne Arbeitsvisum: 42 der 60 ausländischen Profis haben voriges Jahr ohne gültige Papiere in Ecuador gespielt. Das ecuadorianische Arbeitsministerium bestätigte einen entsprechenden Medienbericht vom vergangenen Sonntag. Demnach verfügten die 42 Erstligaspieler lediglich über Touristenvisa. Damit darf man in Ecuador jedoch keiner geregelten Arbeit nachgehen. Die betroffenen Vereine haben inzwischen eingeräumt, keine Arbeitsvisa beantragt zu haben. Sie begründeten dies damit, dass die Spieler in der Regel nur zwischen vier und sechs Monaten im Land bleiben. Für Visa-Verstöße dieser Art droht in Ecuador eine Geldstrafe von 2000 Dollar. Das Arbeitsministerium wies die Einwanderungsbehörde an, die Visa der ausländische Fußballer künftig genauer zu kontrollieren.

Dichte Wolken und teils kräftige Schauer
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Viele Wolken und teils kräftige Schauer gab es in den vergangenen Tagen im Andenhochland. Mit dem Regen gingen auch die Temperaturen merklich zurück. Sie lagen tagsüber meist deutlich unter der 20-Grad-Marke. Das hatte Auswirkungen auf die Wahl der Kleidungsstücke: Statt T-Shirt und Polo-Hemd waren nun wieder verstärkt Pullover und Poncho gefragt.


Kommentar von Eckehart Wolff am 21. Febrauar 2008

Wovon lebt ein Privatdetektiv in Quito?
Sie bieten als erfolgreiche Firmen ihre Dienste in den Gelben Seiten der Telefonbücher an, aber ihre Büros sind dunkle Zimmer in Hinterhöfen und nicht an den Hauptstraßen der Stadt. Ihre Kunden sind in erster Linie Privatpersonen. Erst an zweiter Stelle kommen Banken, die Kreditpreller suchen oder Geschäfte, die auf weitere Kreditrückzahlungen warten. Die meisten Kunden, die hier auftauchen sind Ehepartner, die den Verdacht hegen, der andere Partner sei untreu. Das ist ca 80% der Arbeit eines Privatdetektives hier in Ecuadors Hauptstadt.
80 bis 150 Dollar kostet ein Detektives pro Tag. Hauptarbeitszeiten sind der Morgen, wenn der Ehepartner aus dem Haus geht. Was tut er in der Mittagspause und besonders nach Feierabend? Dann wird fotografiert oder gar gefilmt, um Beweismaterial an der Hand zu haben. In Gebäude einzudringen, etwa in Motels, ist streng verboten und oft gar nicht nötig. Als Beweis genügen Fotos des neuen Pärchens. Im Durchschnitt ist ein Detektiv drei Tage für einen Fall tätig. Dann ist meist der Beweis erbracht.

Ehebruch war in Ecuador bis zum 10. Juli 1983 ein Straftatbestand, der allerdings selten geahndet wurde. Lediglich der betrogene Ehepartner ging straffrei aus oder bekam Strafmilderung, wenn er die beiden in flagranti ertappte und dann entsprechend reagierte: die beiden verprügelte bis hin zum Mord. Auch diese Zeit ist vorbei.
Ehebruch ist auch in Ecuador so alt wie es Menschen hier gibt. Von der Kultur des Machos her gibt es bestimmte angestammte Rechte des Mannes. Der Macho ist der schwache Mann, der unter der Fuchtel seiner Mutter den starken Helden spielen muss. Die Ehe ist dahin, aber wenn man Großgrundbesitzer oder sonst reich ist, muss der Schein gewahrt werden. Da sind amouröse Abenteuer an der Tagesordnung. Wenn dann so ein Macho in hohem Alter stirbt, hat so manche "Orginalfamilie" Angst, wer da alles auf der Beerdigung erscheint und Besitzansprüche anmeldet. Denn wo der Mann sein Geld ausgibt, das weiß bis zu seinem Tode nur er allein. Hierzulande haben wir bestimmte sprachliche Begriffe für solche Kinder. "Niños legítimos" sind die Kinder aus der offiziellen Ehe. "Niños políticos" sind die aus den Seitensprüngen, die der Vater offiziell anerkennt, die dann auch seinen Familiennamen tragen dürfen. Und schließlich sind da noch die Kinder, die er nicht offiziell anerkennt. Sie haben nur einen Nachnamen, den der Mutter und tragen diesen Makel durch ihr ganzes Leben.
Wie tief eheliche Untreue in dieser Kultur verwurzelt ist, zeigt sich bis hinein in unsere Kirchengemeinden. Wir kennen mehrere Paare, bei denen "irgend etwas" vorgekommen sein soll. Der Verdacht der Untreue ließ sich aber nie beweisen. Aber der Stachel sitzt tief und belastet die Beziehung über viele Jahre. Wie viele Ehepartner beiderlei Geschlechts kommen zur Seelsorge mit diesem Verdacht. Ein offenes Gespräch mit dem Ehepartner ist dann nicht möglich. Es bleibt der Zweifel, man bittet Freunde, bei der Observation zu helfen, oder man engagiert einen Privatdetektiv. Das Geschäft dieser Detektiven blüht. Und das nicht erst seit den Jahren mit dem Aufweichen der Sexualmoral in Lateinamerika. Das ist Teil der Kultur seit Jahrhunderten.

18 Februar 2008

NewsPlus 140208

Orchidee in Papallacta
Aufnahme von einer Holzbrücke aus bei der Flußüberquerung


Vielen Dank für alles Mitlesen und Mitbeten!

Wir hatten eine gute Zeit in Papallacta und konnten alles durchplanen.
Von Oktober bis Februar - in der Zeit nach der anderen Sitzung hatte uns der Herr sichtbar gesegnet. Das viel uns wieder sehr auf, als wir das andere Protokoll mit den Anliegen und Fragezeichen anschauten. Aus einigen Fragezeichen wurde ein "Ausrufungszeichen"!!!!
"Vergiß nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan!" - konnten wir da nur singen und sagen.

Doch wie versprochen heute die Nachrichten mit dem Kommentar- etwas verspätet durch Papallacta - doch auch beim Vulkan hat sich nichts geändert - die Hochwasser bereiten weiter Probleme - nur der Sonnenschein hat sich im Bergland verflüchtigt. Wir haben seit dem Wochenende Regen, es ist kühl und alles grau und ungemütlich.

Mit lieben Grüßen aus den Anden, Eure Iris

*************

Nachrichten am 14. Februar 2008 - Redaktion Axel Jeroma

Alarmstufe Rot am Vulkan Tungurahua
Über 1000 Bewohner evakuiert: In der vergangenen Woche ist rund um den Vulkan Tungurahua der Notstand ausgerufen worden. Nach mehreren schweren Eruptionen im Innern des Berges traten Asche und Lava aus. Vor allem Landwirte an den Hängen des Berges mussten ihre Höfe verlassen. Zum Glück gab es keine Todesopfer oder Verletzte zu beklagen. Anfang dieser Woche hat sich die Lage am Tungurahua etwas entspannt. Eine Entwarnung vor weiteren Eruptionen wollten die Vulkanologen jedoch nicht aussprechen.

Verkauf von Haifischflossen ohne Einschränkung möglich
Ecuadors Fischer zufrieden: Der Verkauf von Haifischflossen unterliegt künftig keinen gesetzlichen Beschränkungen mehr. Ecuadors Präsident Rafael Correa hat ein Dekret, das den Handel limitierte, auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Der Handel mit den vor allem in China begehrten Haifischflossen verspricht den ecuadorianischen Fischern ein gutes Geschäft. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch unser Kommentar in dieser Sendung.

Unfallverursachern droht weiter eine Haftstrafe
Regierung demonstriert Härte: Die Verursacher von Verkehrsunfällen in Ecuador müssen weiter mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Das sieht ein Antrag vor, den die Regierung bei der verfassungsgebenden Versammlung einreichte. Diese berät in diesen Wochen über eine Neufassung des Verkehrsrechts in Ecuador. Wer einen Verkehrsunfall mit Toten, Verletzten oder hohem Sachschaden verschuldet, soll laut Regierung zu 30 bis 180 Tagen Gefängnis und einer Geldbuße verurteilt werden.

Deutschland kauft mehr Bananen aus Ecuador
Bananen aus Ecuador beliebt: Deutschland hat im vergangenen Jahr für rund 220 Millionen Dollar Bananen aus Ecuador gekauft. Das sind zirka 20 Millionen Dollar mehr als 2006. Dies geht aus einer Statistik der ecuadorianischen Zentralbank hervor. Damit belegt Deutschland den zwölften Rang in der Exportstatistik für Bananen aus Ecuador.

Treibstoff und Mobiltelefone sind Import-Schlager
Autofahren und Telefonieren im Trend: Ecuador hat im abgelaufenen Jahr mehr Treibstoff und Mobiltelefone eingeführt als 2007. Dies geht aus einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Statistik der Zentralbank hervor. Das ist auch ein Indikator für die Vorliebe der Ecuadorianer zum Autofahren und Telefonieren. Der Import von Treibstoff mag auf den ersten Blick für ein Erdöl-Förderland wie Ecuador verwunderlich sein. Doch Ecuador hat keine ausreichenden Kapazitäten, sein Erdöl zu Treibstoff umzuwandeln.

Alter Nationaltrainer womöglich bald wieder der Neue
Kandidatenkarussell dreht sich: Hernán Dario Gomez gilt als heißer Kandidat für den vakanten Trainerposten von Ecuadors Fußball-Nationalelf. Laut Medienberichten hat sich Verbandspräsident Luis Chiriboga für die Verpflichtung des Kolumbianers ausgesprochen. Gomez hatte Ecuador zur WM 2002 geführt. 2004 war er jedoch nach einer Niederlagen-Serie zurückgetreten. Zuletzt hatte Gomez das Nationalteam Guatemalas betreut. Viele Fans des Landes wünschen sich indes einen namhaften Trainer als Verantwortlichen. Doch internationale Spitzentrainer wie der argentinische Weltmeister Daniel Passarella dürften nicht ins Finanzgefüge des ecuadorianischen Verbandes passen.

Liga-Start verläuft ohne Überraschungen
Favoritensiege zum Auftakt: Die großen Klubs haben den Auftakt zur ecuadorianischen Fußball-Meisterschaft unbeschadet überstanden: Liga Quito besiegte zu Hause Deoportivo Cuenca mit 1:0. Barcelona Guayaquil gewann bei Aufsteiger Tecnico Universitario Ambato mit 3:2. Liga-Krösus Barcelona reist seit dieser Saison übrigens standesgemäß zu seinen Auswärtsspielen an: Mit einem in den vereinsfarben lackierten Flugzeug der ecuadorianischen Gesellschaft Icaro.

Sommerliche Temperaturen im Andenhochland
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Viel Sonnenschein herrschte in der vergangenen Woche im Andenhochland. Die Temperaturen erreichten in der Hauptstadt Quito an manchen Stellen die 25-Grad-Marke. Zu Wochenbeginn zogen tagsüber leichte Wolkenfelder vorüber. Nennenswerte Niederschläge gab es jedoch nicht. Auch in den nächsten Tagen wird keine Wetteränderung im Andenhochland erwartet. Gute Aussichten für die Sonnenhungrigen.



Kommentar am 14. Februar 2008

Der Fang von Haifischen in Ecuador hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Während die Fischer über höhere Einnahmen jubeln, sind die Tierschützer besorgt. Sie fürchten um den Bestand vieler Arten vor der Küste Ecuadors. Mit diesem Streit befasst sich unser Kommentar der Woche, den unser Mitarbeiter Eckehart Wolff verfasst hat.

Seit über einem Jahr geht ein Streit durch Ecuador. Gegenstand der Debatte: der Fang von Haifischen. Es dreht sich vor allem um die begehrten Haifischflossen, die in Chinas Suppenküchen landen. Diese Suppe gilt dort als eine Delikatesse. Dafür wird in China jeder Preis bezahlt. Und da bekanntlich der Markt die Nachfrage regelt, spielt es keine Rolle, ob die Zutat aus einem legalen oder illegalen Geschäft stammt. Selbst Landesgrenzen bilden dabei längst kein Hindernis mehr.

So wurde in Ecuador zuletzt kräftig Jagd auf Haie gemacht. Tierschützer und Umweltverbände warteten mit Statistiken auf und zeigten fürchterliche Bilder von den Stränden Ecuador. Dort, wo die Tiere nach dem Abschneiden der Flossen jämmerlich am Strand verendeten. Daraufhin wurde der systematische Fang dieser Tiere verboten - gefolgt von einem wütenden Aufschrei der Fischer. Zuletzt drohten Ecuadors Präsident Rafael Correa einige wichtige Wähler wegzulaufen, die armen Fischer der Küste. Auch auf ihre Stimmen stützt sich der Präsident seit fast 1½ Jahren. Also wurde per Präsidentendekret verfügt, dass Haie, die zufälligerweise beim normalen Fischfang ins Netz gehen, legal verkauft werden dürfen; das Fleisch und die Flossen. Eine salomonische Entscheidung, wie es scheint. Doch was steckt dahinter?

Das Landwirtschaftsministerium übernimmt jetzt die Überwachung. Jeder Fang eines Haies muss mit Spezie, Datum, Fanggebiet und Namen des Fischers gemeldet werden. Außerdem darf nicht mehr mit Stahlnetzen gefischt werden. So mancher große Hai entkommt dadurch, weil er die oft zu dünnen Nylonnetze zerreißt. Den Schaden haben in diesem Fall die Fischer. Dennoch: Nur auf diese Fangweise dürfen sie ihre Beute auch legal verkaufen. 30 vom Staat geschulte Inspektoren kontrollieren den Fischfang der gesamten Küste Ecuadors. Das Ministerium hat eine Karte mit den 31 bekannten Haispezies vor der Küste Ecuadors herausgegeben. Damit soll die Klassifizierung sichergestellt werden.
Aber was ist das wirkliche Ergebnis?

Die offiziellen Zahlen sind ernüchternd. 2006, ein Jahr ohne offizielle Registrierung, wurden 90 Tonnen Haiprodukte ins Ausland verkauft. Im Jahre 2007 waren es 91.000 Tonnen, also mehr als das 100-fache. Dabei sind dieses Zahlen geschönt. Denn in der offiziellen Statistik werden geschickt Frischfleisch und Haifischflossen gewichtsmäßig zusammen berechnet. Frischfleisch bringt viel weniger an Profit als ein paar wenige Haifischflossen. Etwa 99% des Haifischfleisches gehen in die USA. Dieser Markt weist kaum Wachstumstendenz auf. Und auch wenn die Statistik der Jahre 2006 und 2007 nicht direkt vergleichbar ist, weil heute viel mehr Fischer ihren Fang legalisieren wollen, so zeigt sich doch eine Auswirkung: diezunehmende Spezialisierung der Fischer auf Haie. Das bringt deutlich mehr Geld als der herkömmliche Fang, der außer Thunfisch in der Regel für den Binnenmarkt bestimmt ist.

Hinter der offiziellen Regelung dieses Problemes durch den Staat steckt also reine Machtpolitik. Den Umweltschützern sind die Hände gebunden. Sie wurden des Landes verwiesen oder ihre Kompetenz stark reduziert. Ein zentralistisch geführter Staat übernimmt die so genannte Kontrolle und "löst ein Problem" nach politischer Anschauung. Die Zeche dafür zahlen zunächst die Haie und später die Menschen.

13 Februar 2008

Papallacta - Februar 2008

Rosen aus Ecuador für den 14. Februar 2008

Ihr Lieben!
Heute nur ein kurzer Gruß aus den Anden,
heute fahren wir als Team wieder zu unserer Gebets- und Planungszeit nach Papallacta. Wir werden die Aufgaben neu aufteilen - es fehlen ja Wieses und Rempels - ab März steigen Jeromas voll ein und ich werde in den ersten März-Tagen endlich dazu kommen meinen Reisedienst konkreter vorzubereiten. Bis Ende Februar will ich noch Katja in die Post einarbeiten. Wir freuen uns so sehr, dass Jeromas von der DMG zum Team dazu gekommen sind.
Es gibt auch ein aktuelles TEAMFOTO - siehe unten.
Danke wenn ihr in der Fürbitte an uns denkt, dass wir guten Austausch und eine Planung haben, die hinterher auch in die Tat umgesetzt werden kann.

Herzlichen Dank und liebe Grüße aus den Anden.

PS. - Am Montag kommen auch die Nachrichten.
Es verschiebt sich um ein paar Tage durch unsere Klausur.

Foto: W.Feder - www.federbilder.de

v.l.n.r. :
Sigrid und Horst Rosiak - Martha de Montenegro -
Iris Rauscher - Esther Neufeld - Axel Jeroma -
Rebekka Garcia - Katja Jeroma

07 Februar 2008

NewsPlus070208

Ihr Lieben!

"Wer hat an der Uhr gedreht - ist es wirkich schon so spät."
Die Wochen fliegen nur so dahin - schon wieder ist news-time und schon wieder Donnerstag.
Ein Dankeschön an Axel, der mir wieder die Nachrichten aus der Sendung "Neues unter der Äquatorsonne" schickte.
Pastor Pedro Acosta ist jetzt in diesen Tagen auch mit seinem Team unterwegs, um in den Überschwemmungsgebieten zu helfen.
Danke auch an alle, die über die DMG Geld für die Nothilfeprojekte überweisen haben. So kann ich hier durch euch helfen, damit Pedro anderen helfen kann.
Mit lieben Grüßen aus den Anden, Eure Iris für das deutschsprachige Team in Quito


Hier Pedro (links) bei der Lebensmittel-Übergabe an den Pastor der lokalen Gemeinde, damit die Hilfe an die verschiedenen Familien offiziell über die Gemeinde kommt. Eine Ration besteht aus 8 Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Salz, Haferflocken, verschiedene Hüselfrüchte wie Linsen oder Bohnen, Öl und eine Tüte Keckse. (Foto Pedro Acosta)


*****************
Nachrichten am 7. Februar 2008

Karnevalisten strömen nach Ambato
Provinzstadt mutiert zur Faschingshochburg: Über 200.000 Gäste sind an den Karnevalstagen nach Ambato geströmt. Die Andenstadt gilt als Karnevalshochburg Ecuadors schlechthin. Insgesamt fanden in Ambato in diesem Jahr rund 150 verschiedene Aktivitäten rund um Fasching statt. Höhepunkt war ein farbenprächtiger Umzug am vergangenen Sonntag.
Die Hauptstadt Quito war an Rosenmontag und Faschingsdienstag so gut wie ausgestorben. Viele Einwohner nutzen die Tage zu einem Kurzurlaub in anderen Teilen des Landes wie Amato oder den Urlaubsorten am Strand.

Präsident Correa erhält gute Bewertung
Positive Umfragewerte für den Präsidenten: 67 Prozent der Ecuadorianer haben die Arbeit von Rafael Correa bei einer Meinungsumfrage mit sehr gut oder gut bewertet. Das ist die höchste Zustimmungsrate, die ein Präsident in den letzten 25 Jahren nach 12 Monaten im Amt bekommen hat. Wie das Institut „Informe Confidential“ weiter ermittelte, erhält lediglich ein Politiker im Land ähnlich gute Werte: Guayaquils Bürgermeister Jaime Nebot. Er kommt landesweit auf 53 Prozent Zustimmung.

Notstand nach Überschwemmungen ausgerufen
Land unter an der Küste: Nach starken Überschwemmungen ist in einigen Teilen Ecuadors der Notstand ausgerufen worden. Betroffen waren vor allem die Provinzen Esmeraldas, Manabí, Guayas, El Oro und Los Ríos. Über 8000 Menschen mussten vor den Wassermassen evakuiert werden. Außerdem sind zirka 80.000 Hektar Ackerland zerstört. Ecuadors Regierung stellte den Betroffenen zehn Millionen Dollar als Soforthilfe in Aussicht.

Kaum rückkehrwillige Ecuadorianer in Spanien
Staatliches Angebot stößt auf wenig Interesse: Nur rund 5000 ecuadorianische Auswanderer denken ernsthaft über eine Rückkehr von Spanien in ihr Heimatland nach. Das gaben vorige Woche staatliche Stellen in Ecuador bekannt. Mit einem im Januar angelaufenen Unterstützungsprogramm will die Regierung einen Großteil der rund 500.000 in Spanien registrierten Ecuadorianer zurückholen. Die Rückkehrer sollen finanzielle Zuwendungen vom Staat erhalten, mit denen sie sich in Ecuador eine Existenz aufbauen können.

Über 50.000 Haie in die Netze gegangen
Gutes Geschäft mit Haifischfang: Ecuadors Fischer haben zwischen September und Dezember vorigen Jahres über 50.000 Haie gefangen. Möglich wurde dies durch ein umstrittenes Dekret, das den Fang in dieser Periode erlaubte. Vor allem Tierschützer hatten gegen die Fangfreigabe für Haie vor Ecuadors Küste protestiert. Für einen kompletten Hai bekommt der Fischer vom Händler etwa 40 Dollar.

Rebellen-Führer zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt
Bis ans Lebensende hinter Gittern: Ein führendes Mitglied der kolumbianischen Rebellen-Organisation FARC ist in den USA zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Mann mit dem Decknamen Simón Trinidad war vor vier Jahren in Ecuadors Hauptstadt Quito verhaftet worden. Er ging der Polizei bei einer Routine-Kontrolle im Stadtzentrum ins Netz. Er wollte sich in Ecuadors Hauptstadt ärztlich behandeln lassen.

Fußball-Liga startet mit Rekord-Etat
Saisonbeginn in Ecuador: Mit dem Duell Meister gegen Vizemeister startet am morgigen Freitag die neue Spielzeit im Fußball. Liga Quito empfängt bei diesem Duell in der Hauptstadt Deportivo Cuenca. Die erste Liga Ecuadors startet in diesem Jahr mit einem Rekord-Etat von 38,6 Millionen Dollar. Krösus ist die Mannschaft Barcelona Guayaquil mit einem Etat von sechs Millionen Dollar. Zum Vergleich: Allein Deutschlands Rekordmeister Bayern München hatte voriges Jahr umgerechnet rund 74 Millionen Dollar zur Verfügung. Das ist fast das Doppelte der gesamten ecuadorianischen Liga.

Viel Regen im Andenhochland

Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Teils heftige und lang anhaltende Regenschauer bestimmten das Wetter in der vergangenen Tagen im Andenhochland. Vor schweren Schäden durch Überschwemmungen ist das Bergland im Gegensatz zur Küste verschont geblieben. Seit Wochenbeginn ist die Sonne wieder öfter zum Vorschein gekommen.


Und hier das PLUS - der Kommentar

Kommentar am 7. Februar 2008
Von Eckehart Wolff

Der diesjährige OP-Marathon für behinderte Kinder im HCJB-Hospital Vozandes in Quito ist zu Ende gegangen. In unserem Kommentar der Woche zieht Eckehart Wolff eine Bilanz der Aktion. Er stand selbst drei Wochen als Arzt am OP-Tisch.

3 Wochen Daueraufenthalt im Hospital sind vorüber. Nur noch wenige Patienten sind im Hospital. Alle Ausländer sind nach Panamá, Venezuela, USA und Chile zurückgekehrt. Die ersten ecuatorianischen Patienten kommen zur Kontrolle. 31 Kinder wurden operiert. Für sie beginnt eine lange Zeit der Krankengymnastik, bis nach frühestens 6 Monaten die ersten Ergebnisse sichtbar werden. Seit 13 Jahren führen wir eine solche Behandlung für behinderte Kinder durch. In dieser Zeit hat sich allerhand getan.

Über 300 Kinder wurden in 13 Jahren operiert. Kinder, für die sonst aus finanziellen oder anderen Gründen keine Hoffnung bestünde. Und die Ergebnisse sind überwiegend positiv - dankbare Eltern, Kinder mit Fortschritt. Aber es gibt auch negative Erfahrungen: Eltern, die sich durch eine Operation ein Wunder erwarteten, Wunder, die wir nicht machen können. Diese Eltern sind den langen Weg in der Entwicklung ihrer Kinder bis nach der Pubertät nicht mitgegangen und haben auf dem Weg aufgegeben. Ihre Ehe ist zerbrochen, manche sind geflohen und haben ihre "Schützlinge" zurückgelassen. Was haben wir als Ärzte gelernt?

Es ist gut, im Team zu operieren. Jeder hat seine Erfahrungen. Zudem bringt uns der internationale Austausch viele neue Ideen. Als Team können wir die OP-Zeiten verkürzen, eine zweite oder dritte große OP vermeiden, zum Vorteil der Kinder. Dennoch haben wir wieder bis zu 7 Std. an einem Patienten operiert. "shark attack" ist das passende Wort der Amerikaner = "wie nach einem Haiangriff mit vielen Wunden" sehen die Patienten oft hinterher aus.

Der Stab der Verantwortung wird weitergegeben: Der Begründer dieses Programmes, Prof. Dr. James Gage aus Minnesota, wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Er hat vor Weihnachten das letzte Mal einen Patienten in den USA operiert. Am 24. Jan. war wohl seine letzte OP in Ecuador. Er ist der führende Kinderorthopäde auf diesem Gebiet weltweit, wir sind seine Schüler. Aber er gibt nicht auf. Er wird weiterhin nach Ecuador kommen und Patienten untersuchen. Gemeinsam werden wir den nächsten OP-Plan erstellen und er wird uns überwachen.

Wir haben in den 13 Jahren gelernt, dass wir noch aggressiver operieren müssen. Umso besser sind die Ergebnisse. Abwarten bringt nicht viel. Ich habe inzwischen im HCJB-Krankenhaus in Shell die Möglichkeit, viele dieser Operationen selbst durchzuführen. Das ist auch der Grund, dass wir dieses Jahr einige Patienten weniger hatten. Und es gibt zum ersten Mal einen wirklichen Lichtblick für Ecuador. Einheimische Orthopäden sind zur Mitarbeit bereit. Sie wollen Patienten sammeln. Wir werden sie dann gemeinsam untersuchen und in Quito operieren. Dann würde das Programm zum ersten Mal nach vielen Anläufen auf mehrere Schultern verteilt.

Und noch etwas haben wir gelernt: Wir müssen vermehrt Eltern Mut machen, ihre behinderten Kinder nicht zu verstecken. Wir haben viele negative Beispiele in dieser Hinsicht mitbekommen. Aber wir haben auch ein positives Beispiel erlebt. Dieser Tage hat eine unserer Patientinnen, Tochter eines Pfarrers, ihren 15. Geburtstag gefeiert. Sie war ein "hoffnungsloser Fall", Neurologen prophezeiten ihr aufgrund des Hirnschadens nicht viel mehr als Bettlägerigkeit. Doch das Mädchen läuft heute nicht nur. Sie nimmt auch aktiv am Gemeindeleben teil. Sie ist deutlich sichtbar behindert, aber viele Menschen zeigten ihr ihre Hochachtung in einem speziellen Gottesdienst in einer überfüllten Kirche. Das waren mehr als nur Höflichkeitsworte, um dem Pfarrer einen Gefallen zu tun. Und das Mädchen wuchs über sich hinaus, redete frei und selbstsicher. Sie wird auch weiterhin keinen Schulpreis gewinnen. Aber sie ist Teil einer Gemeinde, hat Freunde, fühlt sich wichtig. Die Eltern haben ein Riesenfest organisiert. Es gab
einen mehr als 2 Meter langen Kuchen, damit er für alle reicht. Es floss so manche Träne bei diesem Fest. Ein behindertes Kind, das wohl nie heiraten wird, das immer Hilfe brauchen wird, wird nicht in die Ecke eines Heimes abgeschoben. Es ist, wenn auch nur für wenige Tage, Mittelpunkt einer Gemeinde. Das zeigt uns, wie neben Operationen, Krankengymnastik und orthopädischen Hilfsmitteln das Eingebundensein solcher Kinder in Familie und Freundeskreis wichtig sind. Nicht jedes unserer behinderten Kinder erhält das. Wir als Chirurgen sind nur ein Teil der Lösung für solche Patienten. Zusammenarbeit ist wichtig.