28 Februar 2008

NewsPlus 280208

Herzliche Grüße aus den immer noch verregneten Anden.
Man könnte glauben die Äquatorsonne wäre ausgewandert. Die Überschwemmungen an der Küste sind heftig.Wir frieren hier nur, haben aber nicht das Wasser bis zum Hals und im Wohnzimmer stehen. So will ich nicht klaren - sondern nur informieren.

HCJB global hat jetzt einige Einsätze gestartet um den Menschen vor Ort zu helfen. Hier bei HCJB werden Lebensmittel gesammelt, die dann auch verteilt werden. Viele haben alles verloren - Haus - Tiere - Land bei Erdrutsch - oder das Leben - oder Angehörige.

Wo mir gerade das Wasser bis zum Hals steht ist die Tatsache, dass beim Verschieben der ganzen Email-Korrespondenz mit allen Daten, Email Adressen und Terminen bis einschliesslich 21.12. verschwunden ist. Da bekomme ich wirklich kalte Füsse. Mal sehen, ob ein schlauer Mensch den Emails und archivierter Korrespondenz auf die Schliche kommt.

Bisdahin schicke ich jetzt einfach mal die Nachrichten aus Ecuador.

Die Redaktion hatte wieder Axel Jeroma.

Ein Dankeschön an dieser Stelle an Axel für seine gute Arbeit.
Mit herzlichen Grüßen aus der Mitte der Welt,

Eure Iris


Foto: Marco Schaa


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Nachrichten am 28. Februar 2008

Notstand in Ecuador ausgerufen

Hohe Schäden durch Überschwemmungen: Weitere schwere Regenfälle haben in Ecuador Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Allein die Einbußen für die Landwirtschaft werden
von staatlichen Stellen auf 161 Millionen Dollar beziffert. Über 300.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen in den vergangenen Tagen ihre Wohnungen verlassen und
vorübergehend in Notunterkünfte ziehen. Das genaue Ausmaß der Schäden wird sich jedoch erst ermitteln lassen, wenn das Wasser zurückgeht. Als eine Folge der Überschwemmungen prophezeien Wirtschaftsfachleute bereits jetzt steigende Lebensmittelpreise in Ecuador. Das dürfte auch Exportgüter wie Bananen oder Kakao betreffen.

Wirtschaftskrise in Amerika reicht bis nach Ecuador

Weniger Geld für ecuadorianische Familien: Die Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten bekommen auch viele Familien in Ecuador zu spüren. Der Grund: Zahlreiche Ecuadorianer, die in den USA als Tagelöhner oder auf andere Weise geringfügig beschäftigt sind, verdienen deutlich weniger und können kaum noch Geld in die Heimat schicken. Darauf machte in der vergangenen Woche die Tageszeitung „El Comercio“ aufmerksam. In einigen Fällen kommen bei den Angehörigen in Ecuador bis zu 300 Dollar weniger im Monat an, als vor der Krise in den USA. Das reißt immense Löcher in manche Haushaltskasse. Denn 300 Dollar sind für viele Ecuadorianer mehr als ein Monatslohn.

Galapagos-Inseln setzen ganz auf erneuerbare Energien

Ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2015 wollen die Galapagos-Inseln ihren Strom ausschließlich mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugen. Das verlautete aus Kreisen der Regionalverwaltung der
Inseln. Ein Großteil der Energie soll durch Windparks an der Küste gewonnen werden. Zudem setzt man auf Fotovoltaikanlagen und Generatoren, die ausschließlich mit Biodiesel betrieben werden. In den nächsten Jahren sollen über zehn Millionen Dollar in den Bereich der erneuerbaren Energien investiert werden.

Vulkan Tungurahua soll Touristen anlocken

Chance statt Schrecken: Die Stadt Baños will den Vulkan Tungurahua als zentrales Element in ihr neues Tourismus-Konzept einbauen. Bislang schreckte der Tungurahua mit seinen Ausbrüchen hauptsächlich Urlauber ab. Das soll sich nach den Überlegungen der Touristiker der Region um Baños bald ändern. Sie möchten geführte Nachtwanderungen in die Umgebung des Vulkans anbieten. Die Besucher sollen dabei die Eruptionen und die ausströmende Lava als Naturschauspiel und nicht als Bedrohung wahrnehmen. Mit weiteren Attraktionen wie Canyoning oder Rafting sollen zusätzliche Gäste in die hauptsächlich wegen ihrer Thermalquellen berühmte Stadt Baños gelockt werden.

Wunschtrainer Gomez sagt Ecuador ab
Keine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Hernan Darío Gomez wird nicht Trainer der ecuadorianischen Fußball-Nationalmannschaft. Das sagte der Kolumbianer in der vergangenen Woche dem ecuadorianischen Verband und anschließend der Presse. Damit beendete er die Spekulationen über eine Rückkehr nach Ecuador. Gomez hatte Ecuadors Fußball-Nationalelf zur WM 2002 geführt. 2004 war er nach der verpatzten Südamerika-Meisterschaft zurückgetreten. Als Favorit auf den Posten gilt nun Interimstrainer Sixto Vizuete. Ins Spiel gebracht wird zudem Gabriel Perrone, aktuell Trainer des ecuadorianischen Erstligisten Deportivo Cuenca.

Nachlassende Niederschläge im Andenhochland
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Die schweren Regenfälle im Andenhochland wie auch im übrigen Ecuador haben etwas nachgelassen. Allerdings gehen die Meteorologen davon aus, dass die Niederschläge bis April etwa 40 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt liegen werden. Weitere Überschwemmungen in den nächsten Wochen schließen die Wetterexperten daher nicht aus.

In Lateinamerika ist am Sonntag eine Ära zu Ende gegangen.
Der kubanische Staatschef Fidel Castro gab nach 49 Jahren die Macht an seinen Bruder Raúl ab. In unserem Kommentar der Woche erinnert Eckehart Wolff an einige Etappen des politischen Wirkens von Fidel Catstro.
Nach 49 Jahren an der Macht hat der dienstälteste Staatschef der Welt die Regierungsgeschäfte abgegeben. Der 81-Jährige, geistig noch voll auf der Höhe, hatte den Kampfanzug wegen einer Darmerkrankung schon länger gegen den Trainingsanzug eingetauscht. Eine Ära geht zu Ende. Nachfolger wurde sein Bruder Raúl Castro, der seit Fidels Krankheit schon seit fast 2 Jahren die Staatsgeschäfte provisorisch leitete.
Dahinter wartet eine jüngere Führungsmannschaft. Man ist gespannt, wie der Wechsel ausfallen wird. Fidel Castro, geboren 1931 als unehelicher Sohn des Einwanderers Ángel Castro und seiner Köchin Lina Ruz ist seit dem 01. Januar 1959 erster Mann in Cuba, als der Diktator Bastida ins Exil flieht. Schon sechs Jahr zuvor macht er sich einen Namen, als eine Gruppe von Revolutionären eine Kaserne in Santiago de Cuba angreift. Der Cup gelingt nicht. Die Kommunisten fliehen ins Ausland, kommen aber drei Jahre später wieder. Diesmal schaffen sie es, das Volk für sich zu gewinnen.
Der Sozialismus wir zur Staatform. Damit beginnt aber auch eine lange Zeit der Isolierung der Insel. 1962 wir Kuba aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgeschlossen. Dafür zeigen die Russen Interesse an einer Militärbase 73 km südlich von Florida. Immer wieder gibt es Versuche von Exilkubanern, durch Invasion und Hilfe von Außen, eine Gegenrevolution durchzuführen. Die wohl spektakulärste, die Invasion in der Bucht von Cochinos, beendet Fidel Castro als Kommandant höchstpersönlich. Das macht ihn zu einem noch größeren Helden.
Cuba übersteht nicht nur die Isolation. Es geht ideologisch zum Gegenangriff über und entwickelt ein Sendungsbewusstsein. Der Sozialismus wird nach außen getragen. Che Guevara aus Argentinien, enger Gefährte Castros, reist durch Südamerika. In Argentinien ist Eva Perón eine Vorreiterin des Sozialismus, 1971 kommt Salvador Allende in Chile an die Macht. In Bolivien und
vielen anderen Ländern gärt es in sozialen Fragen.
Kommunistische Kollaborateure sind unentwegt im Lande und wiegeln die armen Landarbeiter gegen die Großgrundbesitzer auf. In Kolumbien entstehen die Untergrundsbewegungen der
Guerillas. In Argentinien, Chile und Bolivien kommt es zu rechten Diktaturen als Gegenreaktion. Che Guevara kommt schließlich in Bolivien um. Aber Kuba gibt sich nicht geschlagen. Tausende
Cubaner engagieren sich in Afrika, hauptsächlich in Angola. Ruhiger wird es erst, als die Sowjetunion zusammenbricht. Die Hilfe von außen wird weniger. Jetzt kämpft Cuba mit
wirtschaftlichen Problemen. Der sozialistische Elan lässt nach, aber das Regime sitzt weiter fest im Sattel.
Aus westlicher Sicht ist Cuba eine rückständige Insel, die Menschen sind arm und leben in einem Zwangssystem. Es wird Zeit, dass sich da etwas ändert. Aus lateinamerikanischer Sicht sieht die Sache jedoch anders aus. Das Gesundheitssystem Cubas ist nach wie vor Vorbild. Cuba nimmt in seine Spezialkliniken nach wie vor jährlich eine gewisse Zahl Patienten aus anderen Ländern Südamerika zur Behandlung auf. Die Medizin ist dort bezahlbar, und Cuba verhilft aso auch anderen Ländern zu bezahlbaren Preisen. Viele Studenten, etwa aus Ecuador, studieren Medizin in Cuba. Die Ausbildung ist praktisch und gut. Cuba ist in vielem heute noch Vorbild und alles andere als ein verschlossenes Land.
Anders wiederum die Sicht aus den USA. Dort wartet man auf das Ende der Ära Fidel Castro, um dann die "Freie Markwirtschaft und die Demokratie" einzuführen. Viel Druck, ja Mordversuche auf Fidel sind fehlgeschlagen. Für die Menschen in Cuba wäre eine plötzliche politische Öffnung der Anfang vom Chaos. Sie sind auf solche Änderungen nicht vorbereitet. Es würde zu Mord und Totschlag führen. Dass Cuba sich ändern muss und wird, darin sind sich alle einig. Aber es sollte eine Änderung in Schritten sein. Vorbild könnten dabei China oder Vietnam sein. Auch wenn es dort alles andere als gerecht zugeht, ist doch der Übergang gesteuert und nicht ganz so abrupt. Wird das Cuba gelingen oder ist der Druck der Exilkubanern in Florida zu groß? Ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen und sie sind zahlreich. Es gibt eine Anekdote die Folgendes besagt: Wenn die US-Amerikaner die Guantanamo-Bucht an Cuba zurückgeben, werden auch die Kubaner Miami an die USA zurückgeben. Da ist viel Wahres dran.