21 Februar 2008

NewsPlus 220208


Ihr Lieben!

Heute kommen wieder kühle Nachrichten aus dem Lande des Äquators. Ein Dankeschön an Axel Jeroma und Eckehart Wolff für die Ausarbeitung. Währnd wir hier nur frieren bei Regen geht es bei dem Hochwasser an der Küste schon regelrecht an die Existenz der Leute. Aber ... hier die Nachrichten.
Einen lieben Gruß aus den Anden von Iris

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Nachrichten am 21. Februar 2008 - Redaktion Axel Jeroma

Diskussion um Meeresgrenze zwischen Peru und Ecuador
Anfrage abgelehnt: Ecuador will kein neues Abkommen über den Verlauf seiner Meeresgrenze zu Peru unterzeichnen. Eine entsprechende Bitte der Regierung aus Lima lehnte Ecuadors Außenministerin Isabel Salvador in der vergangenen Woche ab. Sie hält zwei bestehende Abkommen aus den 1950er Jahren für ausreichend. In der Vergangenheit war es zwischen beiden Ländern mehrfach zu Konflikten wegen des Grenzverlaufes gekommen. Anfang 1995 hatte es deswegen sogar einen einmonatigen Krieg zwischen beiden Andenstaaten gegeben.

Lage am Tungurahua hat sich entspannt
Alarmstufe rot aufgehoben: Die Lage rund um den Vulkan Tungurahua hat sich entspannt. Die Behörden haben inzwischen die höchste Alarmstufe abgeschwächt. Die Tätigkeit im Innern des Berges ließ am Samstag merklich nach. Es trat keine Lava mehr aus. Und auch die Asche-Emissionen schwächten sich ab. Vor allem durch den Ausstoß von Asche durch den Tungurahua in den vergangenen Wochen sind rund 13.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche unbrauchbar geworden.

Ecuador und Venezuela vertiefen Beziehungen
Gegenseitige Unterstützung vereinbart: Venezuela und Ecuador wollen künftig in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit noch enger zusammenarbeiten. Das wurde nach einem Staatsbesuch von Ecuadors Außenministerin Isabel Salvador vergangene Woche bei Venezuelas Präsident Hugo Chavez bekannt. Außerdem will Ecuador die venezolanischen Bemühungen um die Freilassung weiterer Geiseln der kolumbianischen Rebellen-Organisation FARC unterstützen.

Neuer Flughafen in Quito soll 2010 fertig sein
Erste Starts und Landungen für Oktober 2010 geplant: Der Bau des neuen Flughafens in Ecuadors Hauptstadt Quito geht voran. Verantwortlich für den Bau ist ein Konsortium aus Kanada. Wie einer dessen Sprecher vorige Woche in Quito mitteilte, werden in das Projekt rund 600 Millionen US-Dollar investiert. Dafür erwirbt die kanadische Firmengruppe eine Konzession von 30 Jahren am neuen Flughafen Quiport.

Mitte der Welt will attraktiver werden
Umbaumaßnahmen an der Äquatorlinie: Das beliebte Touristenziel Mitad del Mundo, auf Deutsch: Mitte der Welt, soll attraktiver gemacht werden. Das Projekt gehört zu einem umfassenden Modernisierungsplan, der die gesamte Region um die Hauptstadt Quito einschließt. Pro Jahr kommen rund 850.000 Besucher nach Mitad del Mundo. Deren Kritik ist jedoch meist vernichtend, wie von Tourismusexperten zu hören war. Der Großteil der Besucher findet das Areal schlicht und ergreifend langweilig. Viele Touristen machen deshalb nur schnell ein Foto, das sie mit je einem Bein auf beiden Erdhablkugeln zeigt, und ziehen dann weiter. Demnächst soll der Komplex Mitad del Mundo unter anderem mit naturwissenschaftlichen Einrichtungen aufgewertet werden. Einen konkreten Zeit- und Finanzplan für den Umbau gibt es jedoch noch nicht.

Zehntausende Menschen leiden unter Überschwemmungen
Weiter Land unter in Ecuador und Bolivien: Zehntausende Menschen in den Küstenregionen Ecuadors und Boliviens haben nach wie vor unter heftigen Überschwemmungen zu leiden. Viele Familien mussten ihre Häuser verlassen. Etliche Straßen waren nach Erdrutschen unpassierbar. Boliviens Präsident Evo Morales macht derweil die Industrienationen mitverantwortlich für die Schäden. Sie betrieben mit ihrer Politik Raubbau an der Umwelt. Und die Zeche dafür zahlen müssten die armen Leute in Staaten wie Bolivien, kritisierte Morales.

Ausländische Fußballer spielen ohne gültige Papiere
Kicker ohne Arbeitsvisum: 42 der 60 ausländischen Profis haben voriges Jahr ohne gültige Papiere in Ecuador gespielt. Das ecuadorianische Arbeitsministerium bestätigte einen entsprechenden Medienbericht vom vergangenen Sonntag. Demnach verfügten die 42 Erstligaspieler lediglich über Touristenvisa. Damit darf man in Ecuador jedoch keiner geregelten Arbeit nachgehen. Die betroffenen Vereine haben inzwischen eingeräumt, keine Arbeitsvisa beantragt zu haben. Sie begründeten dies damit, dass die Spieler in der Regel nur zwischen vier und sechs Monaten im Land bleiben. Für Visa-Verstöße dieser Art droht in Ecuador eine Geldstrafe von 2000 Dollar. Das Arbeitsministerium wies die Einwanderungsbehörde an, die Visa der ausländische Fußballer künftig genauer zu kontrollieren.

Dichte Wolken und teils kräftige Schauer
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Viele Wolken und teils kräftige Schauer gab es in den vergangenen Tagen im Andenhochland. Mit dem Regen gingen auch die Temperaturen merklich zurück. Sie lagen tagsüber meist deutlich unter der 20-Grad-Marke. Das hatte Auswirkungen auf die Wahl der Kleidungsstücke: Statt T-Shirt und Polo-Hemd waren nun wieder verstärkt Pullover und Poncho gefragt.


Kommentar von Eckehart Wolff am 21. Febrauar 2008

Wovon lebt ein Privatdetektiv in Quito?
Sie bieten als erfolgreiche Firmen ihre Dienste in den Gelben Seiten der Telefonbücher an, aber ihre Büros sind dunkle Zimmer in Hinterhöfen und nicht an den Hauptstraßen der Stadt. Ihre Kunden sind in erster Linie Privatpersonen. Erst an zweiter Stelle kommen Banken, die Kreditpreller suchen oder Geschäfte, die auf weitere Kreditrückzahlungen warten. Die meisten Kunden, die hier auftauchen sind Ehepartner, die den Verdacht hegen, der andere Partner sei untreu. Das ist ca 80% der Arbeit eines Privatdetektives hier in Ecuadors Hauptstadt.
80 bis 150 Dollar kostet ein Detektives pro Tag. Hauptarbeitszeiten sind der Morgen, wenn der Ehepartner aus dem Haus geht. Was tut er in der Mittagspause und besonders nach Feierabend? Dann wird fotografiert oder gar gefilmt, um Beweismaterial an der Hand zu haben. In Gebäude einzudringen, etwa in Motels, ist streng verboten und oft gar nicht nötig. Als Beweis genügen Fotos des neuen Pärchens. Im Durchschnitt ist ein Detektiv drei Tage für einen Fall tätig. Dann ist meist der Beweis erbracht.

Ehebruch war in Ecuador bis zum 10. Juli 1983 ein Straftatbestand, der allerdings selten geahndet wurde. Lediglich der betrogene Ehepartner ging straffrei aus oder bekam Strafmilderung, wenn er die beiden in flagranti ertappte und dann entsprechend reagierte: die beiden verprügelte bis hin zum Mord. Auch diese Zeit ist vorbei.
Ehebruch ist auch in Ecuador so alt wie es Menschen hier gibt. Von der Kultur des Machos her gibt es bestimmte angestammte Rechte des Mannes. Der Macho ist der schwache Mann, der unter der Fuchtel seiner Mutter den starken Helden spielen muss. Die Ehe ist dahin, aber wenn man Großgrundbesitzer oder sonst reich ist, muss der Schein gewahrt werden. Da sind amouröse Abenteuer an der Tagesordnung. Wenn dann so ein Macho in hohem Alter stirbt, hat so manche "Orginalfamilie" Angst, wer da alles auf der Beerdigung erscheint und Besitzansprüche anmeldet. Denn wo der Mann sein Geld ausgibt, das weiß bis zu seinem Tode nur er allein. Hierzulande haben wir bestimmte sprachliche Begriffe für solche Kinder. "Niños legítimos" sind die Kinder aus der offiziellen Ehe. "Niños políticos" sind die aus den Seitensprüngen, die der Vater offiziell anerkennt, die dann auch seinen Familiennamen tragen dürfen. Und schließlich sind da noch die Kinder, die er nicht offiziell anerkennt. Sie haben nur einen Nachnamen, den der Mutter und tragen diesen Makel durch ihr ganzes Leben.
Wie tief eheliche Untreue in dieser Kultur verwurzelt ist, zeigt sich bis hinein in unsere Kirchengemeinden. Wir kennen mehrere Paare, bei denen "irgend etwas" vorgekommen sein soll. Der Verdacht der Untreue ließ sich aber nie beweisen. Aber der Stachel sitzt tief und belastet die Beziehung über viele Jahre. Wie viele Ehepartner beiderlei Geschlechts kommen zur Seelsorge mit diesem Verdacht. Ein offenes Gespräch mit dem Ehepartner ist dann nicht möglich. Es bleibt der Zweifel, man bittet Freunde, bei der Observation zu helfen, oder man engagiert einen Privatdetektiv. Das Geschäft dieser Detektiven blüht. Und das nicht erst seit den Jahren mit dem Aufweichen der Sexualmoral in Lateinamerika. Das ist Teil der Kultur seit Jahrhunderten.