07 Februar 2008

NewsPlus070208

Ihr Lieben!

"Wer hat an der Uhr gedreht - ist es wirkich schon so spät."
Die Wochen fliegen nur so dahin - schon wieder ist news-time und schon wieder Donnerstag.
Ein Dankeschön an Axel, der mir wieder die Nachrichten aus der Sendung "Neues unter der Äquatorsonne" schickte.
Pastor Pedro Acosta ist jetzt in diesen Tagen auch mit seinem Team unterwegs, um in den Überschwemmungsgebieten zu helfen.
Danke auch an alle, die über die DMG Geld für die Nothilfeprojekte überweisen haben. So kann ich hier durch euch helfen, damit Pedro anderen helfen kann.
Mit lieben Grüßen aus den Anden, Eure Iris für das deutschsprachige Team in Quito


Hier Pedro (links) bei der Lebensmittel-Übergabe an den Pastor der lokalen Gemeinde, damit die Hilfe an die verschiedenen Familien offiziell über die Gemeinde kommt. Eine Ration besteht aus 8 Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Salz, Haferflocken, verschiedene Hüselfrüchte wie Linsen oder Bohnen, Öl und eine Tüte Keckse. (Foto Pedro Acosta)


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Nachrichten am 7. Februar 2008

Karnevalisten strömen nach Ambato
Provinzstadt mutiert zur Faschingshochburg: Über 200.000 Gäste sind an den Karnevalstagen nach Ambato geströmt. Die Andenstadt gilt als Karnevalshochburg Ecuadors schlechthin. Insgesamt fanden in Ambato in diesem Jahr rund 150 verschiedene Aktivitäten rund um Fasching statt. Höhepunkt war ein farbenprächtiger Umzug am vergangenen Sonntag.
Die Hauptstadt Quito war an Rosenmontag und Faschingsdienstag so gut wie ausgestorben. Viele Einwohner nutzen die Tage zu einem Kurzurlaub in anderen Teilen des Landes wie Amato oder den Urlaubsorten am Strand.

Präsident Correa erhält gute Bewertung
Positive Umfragewerte für den Präsidenten: 67 Prozent der Ecuadorianer haben die Arbeit von Rafael Correa bei einer Meinungsumfrage mit sehr gut oder gut bewertet. Das ist die höchste Zustimmungsrate, die ein Präsident in den letzten 25 Jahren nach 12 Monaten im Amt bekommen hat. Wie das Institut „Informe Confidential“ weiter ermittelte, erhält lediglich ein Politiker im Land ähnlich gute Werte: Guayaquils Bürgermeister Jaime Nebot. Er kommt landesweit auf 53 Prozent Zustimmung.

Notstand nach Überschwemmungen ausgerufen
Land unter an der Küste: Nach starken Überschwemmungen ist in einigen Teilen Ecuadors der Notstand ausgerufen worden. Betroffen waren vor allem die Provinzen Esmeraldas, Manabí, Guayas, El Oro und Los Ríos. Über 8000 Menschen mussten vor den Wassermassen evakuiert werden. Außerdem sind zirka 80.000 Hektar Ackerland zerstört. Ecuadors Regierung stellte den Betroffenen zehn Millionen Dollar als Soforthilfe in Aussicht.

Kaum rückkehrwillige Ecuadorianer in Spanien
Staatliches Angebot stößt auf wenig Interesse: Nur rund 5000 ecuadorianische Auswanderer denken ernsthaft über eine Rückkehr von Spanien in ihr Heimatland nach. Das gaben vorige Woche staatliche Stellen in Ecuador bekannt. Mit einem im Januar angelaufenen Unterstützungsprogramm will die Regierung einen Großteil der rund 500.000 in Spanien registrierten Ecuadorianer zurückholen. Die Rückkehrer sollen finanzielle Zuwendungen vom Staat erhalten, mit denen sie sich in Ecuador eine Existenz aufbauen können.

Über 50.000 Haie in die Netze gegangen
Gutes Geschäft mit Haifischfang: Ecuadors Fischer haben zwischen September und Dezember vorigen Jahres über 50.000 Haie gefangen. Möglich wurde dies durch ein umstrittenes Dekret, das den Fang in dieser Periode erlaubte. Vor allem Tierschützer hatten gegen die Fangfreigabe für Haie vor Ecuadors Küste protestiert. Für einen kompletten Hai bekommt der Fischer vom Händler etwa 40 Dollar.

Rebellen-Führer zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt
Bis ans Lebensende hinter Gittern: Ein führendes Mitglied der kolumbianischen Rebellen-Organisation FARC ist in den USA zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Mann mit dem Decknamen Simón Trinidad war vor vier Jahren in Ecuadors Hauptstadt Quito verhaftet worden. Er ging der Polizei bei einer Routine-Kontrolle im Stadtzentrum ins Netz. Er wollte sich in Ecuadors Hauptstadt ärztlich behandeln lassen.

Fußball-Liga startet mit Rekord-Etat
Saisonbeginn in Ecuador: Mit dem Duell Meister gegen Vizemeister startet am morgigen Freitag die neue Spielzeit im Fußball. Liga Quito empfängt bei diesem Duell in der Hauptstadt Deportivo Cuenca. Die erste Liga Ecuadors startet in diesem Jahr mit einem Rekord-Etat von 38,6 Millionen Dollar. Krösus ist die Mannschaft Barcelona Guayaquil mit einem Etat von sechs Millionen Dollar. Zum Vergleich: Allein Deutschlands Rekordmeister Bayern München hatte voriges Jahr umgerechnet rund 74 Millionen Dollar zur Verfügung. Das ist fast das Doppelte der gesamten ecuadorianischen Liga.

Viel Regen im Andenhochland

Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Teils heftige und lang anhaltende Regenschauer bestimmten das Wetter in der vergangenen Tagen im Andenhochland. Vor schweren Schäden durch Überschwemmungen ist das Bergland im Gegensatz zur Küste verschont geblieben. Seit Wochenbeginn ist die Sonne wieder öfter zum Vorschein gekommen.


Und hier das PLUS - der Kommentar

Kommentar am 7. Februar 2008
Von Eckehart Wolff

Der diesjährige OP-Marathon für behinderte Kinder im HCJB-Hospital Vozandes in Quito ist zu Ende gegangen. In unserem Kommentar der Woche zieht Eckehart Wolff eine Bilanz der Aktion. Er stand selbst drei Wochen als Arzt am OP-Tisch.

3 Wochen Daueraufenthalt im Hospital sind vorüber. Nur noch wenige Patienten sind im Hospital. Alle Ausländer sind nach Panamá, Venezuela, USA und Chile zurückgekehrt. Die ersten ecuatorianischen Patienten kommen zur Kontrolle. 31 Kinder wurden operiert. Für sie beginnt eine lange Zeit der Krankengymnastik, bis nach frühestens 6 Monaten die ersten Ergebnisse sichtbar werden. Seit 13 Jahren führen wir eine solche Behandlung für behinderte Kinder durch. In dieser Zeit hat sich allerhand getan.

Über 300 Kinder wurden in 13 Jahren operiert. Kinder, für die sonst aus finanziellen oder anderen Gründen keine Hoffnung bestünde. Und die Ergebnisse sind überwiegend positiv - dankbare Eltern, Kinder mit Fortschritt. Aber es gibt auch negative Erfahrungen: Eltern, die sich durch eine Operation ein Wunder erwarteten, Wunder, die wir nicht machen können. Diese Eltern sind den langen Weg in der Entwicklung ihrer Kinder bis nach der Pubertät nicht mitgegangen und haben auf dem Weg aufgegeben. Ihre Ehe ist zerbrochen, manche sind geflohen und haben ihre "Schützlinge" zurückgelassen. Was haben wir als Ärzte gelernt?

Es ist gut, im Team zu operieren. Jeder hat seine Erfahrungen. Zudem bringt uns der internationale Austausch viele neue Ideen. Als Team können wir die OP-Zeiten verkürzen, eine zweite oder dritte große OP vermeiden, zum Vorteil der Kinder. Dennoch haben wir wieder bis zu 7 Std. an einem Patienten operiert. "shark attack" ist das passende Wort der Amerikaner = "wie nach einem Haiangriff mit vielen Wunden" sehen die Patienten oft hinterher aus.

Der Stab der Verantwortung wird weitergegeben: Der Begründer dieses Programmes, Prof. Dr. James Gage aus Minnesota, wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Er hat vor Weihnachten das letzte Mal einen Patienten in den USA operiert. Am 24. Jan. war wohl seine letzte OP in Ecuador. Er ist der führende Kinderorthopäde auf diesem Gebiet weltweit, wir sind seine Schüler. Aber er gibt nicht auf. Er wird weiterhin nach Ecuador kommen und Patienten untersuchen. Gemeinsam werden wir den nächsten OP-Plan erstellen und er wird uns überwachen.

Wir haben in den 13 Jahren gelernt, dass wir noch aggressiver operieren müssen. Umso besser sind die Ergebnisse. Abwarten bringt nicht viel. Ich habe inzwischen im HCJB-Krankenhaus in Shell die Möglichkeit, viele dieser Operationen selbst durchzuführen. Das ist auch der Grund, dass wir dieses Jahr einige Patienten weniger hatten. Und es gibt zum ersten Mal einen wirklichen Lichtblick für Ecuador. Einheimische Orthopäden sind zur Mitarbeit bereit. Sie wollen Patienten sammeln. Wir werden sie dann gemeinsam untersuchen und in Quito operieren. Dann würde das Programm zum ersten Mal nach vielen Anläufen auf mehrere Schultern verteilt.

Und noch etwas haben wir gelernt: Wir müssen vermehrt Eltern Mut machen, ihre behinderten Kinder nicht zu verstecken. Wir haben viele negative Beispiele in dieser Hinsicht mitbekommen. Aber wir haben auch ein positives Beispiel erlebt. Dieser Tage hat eine unserer Patientinnen, Tochter eines Pfarrers, ihren 15. Geburtstag gefeiert. Sie war ein "hoffnungsloser Fall", Neurologen prophezeiten ihr aufgrund des Hirnschadens nicht viel mehr als Bettlägerigkeit. Doch das Mädchen läuft heute nicht nur. Sie nimmt auch aktiv am Gemeindeleben teil. Sie ist deutlich sichtbar behindert, aber viele Menschen zeigten ihr ihre Hochachtung in einem speziellen Gottesdienst in einer überfüllten Kirche. Das waren mehr als nur Höflichkeitsworte, um dem Pfarrer einen Gefallen zu tun. Und das Mädchen wuchs über sich hinaus, redete frei und selbstsicher. Sie wird auch weiterhin keinen Schulpreis gewinnen. Aber sie ist Teil einer Gemeinde, hat Freunde, fühlt sich wichtig. Die Eltern haben ein Riesenfest organisiert. Es gab
einen mehr als 2 Meter langen Kuchen, damit er für alle reicht. Es floss so manche Träne bei diesem Fest. Ein behindertes Kind, das wohl nie heiraten wird, das immer Hilfe brauchen wird, wird nicht in die Ecke eines Heimes abgeschoben. Es ist, wenn auch nur für wenige Tage, Mittelpunkt einer Gemeinde. Das zeigt uns, wie neben Operationen, Krankengymnastik und orthopädischen Hilfsmitteln das Eingebundensein solcher Kinder in Familie und Freundeskreis wichtig sind. Nicht jedes unserer behinderten Kinder erhält das. Wir als Chirurgen sind nur ein Teil der Lösung für solche Patienten. Zusammenarbeit ist wichtig.