24 Januar 2008

NewsPlus 240108

Ihr Lieben,
heute wieder die Nachrichten vom 24. Januar 08 auf den blog für Euch.
Ich freute mich über einen email Kommantar - "Ich war noch nie so gut über Ecuador informiert." Gut so und weiter so!

Liebe Grüße Iris


Foto: Marco Schaa - Aus dem Straßenbild in Quito


Nachrichten am 24. Januar 2008 von Radio HCJB global - Redaktion: Axel Jeroma

Fußgänger müssen mit Bußgeldern rechnen
Kampf gegen Anarchie auf den Straßen: Nicht nur Autofahrer, auch die Fußgänger in Ecuador sollten künftig verstärkt auf die Verkehrsregeln achten. Andernfalls drohen ihnen Geldbußen. Das sieht der Entwurf des neuen Verkehrsgesetzes vor. Demnach ist es Fußgängern unter anderem verboten, Busse oder Taxis an gefährlichen Stellen anzuhalten. Straßen dürfen nur noch an Zebrastreifen, Ampeln oder ausgewiesenen Stellen überquert werden.

Präsident Correa stellt Begnadigung in Aussicht Hoffnung auf Straferlass: Ecuadors Präsident Rafael Correa hat eine Begnadigung für Gefangene in Aussicht gestellt, die wegen Drogenvergehen in Haft sind. Die Amnestie soll für alle Ersttäter gelten, die mit weniger als zwei Kilo Drogen verhaftet wurden und die bereits eineinhalb Jahre ihrer Strafe verbüßt haben. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf will Correa bei der Verfassungsgebenden Versammlung einreichen. Von der Begnadigung profitieren könnten landesweit rund 1500 Frauen und Männer.

Protestmarsch gegen Politik des Präsidenten Opposition bekennt Farbe: Jaime Nebot, der Bürgermeister von Guayaquil hat für heute alle Bürger und Unternehmer der Küstenregion zu einem Protestmarsch gegen Präsident Correa aufgerufen. Dessen Politik führe zu Verschlechterungen im Gesundheitswesen, der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt, kritisierte Nebot. „Wir haben lange genug gewartet. Jetzt ist die Zeit für Gegenaktionen gekommen“, sagte Nebot im Vorfeld des Protestmarsches der Presse. In Guayaquil beträgt die Zustimmung für Nebot nach jüngsten Umfragen bis zu 90 Prozent.

Ecuador eröffnet Handelsbüro im Iran Kunden aus dem Iran erhofft: Die Regierung Ecuadors will im März in der iranischen Haupstadt Teheran ein Handelsbüro eröffnen. Dies bestätigte am Wochenende Ecuadors Außenministerin María Isabel Salvador. Präsident Rafael Correa hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit seinem iranischen Amtskollegen Mahmud Ahmadinedschad getroffen und über den Ausbau der Beziehungen beider Länder gesprochen. Correa sieht im Iran einen wichtigen Partner für die Zukunft.

Regierung bewilligt Finanzhilfe für Vulkan-Opfer Millionenschweres Hilfsprogramm beschlossen: Mit einer kräftigen Finanzspritze will Ecuadors Regierung der Region um den Vulkan Tungurahua wieder auf die Beine helfen. Insgesamt stehen 20 Millionen Dollar bereit. Sie sollen in erster Linie der Renaturierung von zerstörten Flächen und Infrastrukturmaßnahmen im Tourismus zu Gute kommen. Die Aktivitäten im Innern des Vulkans haben übrigens nicht nachgelassen. Immer noch gehen Vulkanologen davon aus, dass es in nächster Zeit zu einer großen Explosion im Berg kommt.

Nationale Fluggesellschaften im Steigflug Zahl der Fluggäste gestiegen: Ecuadors Fluggesellschaften haben im vergangenen Jahr über elf Prozent mehr Flugreisende befördert als 2006. Das entspricht einem Plus von 295.000 Passagieren. Dies geht aus einer in der vorigen Woche veröffentlichten Statistik hervor. Besonders profitieren von dem Zuwachs konnten die Gesellschaften Tame und Aerogal. Ecuadors Fluggesellschaften wollen in den nächsten Monaten speziell auf Routen nach Brasilien, Peru und die USA weiter zulegen.

Ecuadorianer wechselt zu Juventus Turin Auf Augenhöhe mit den Besten der Besten: Ecuadors Fußball-Nationalspieler Segundo Castillo wechselt in der nächsten Saison zum italienischen Rekordmeister Juventus Turin. Bis zum Sommer steht der Spieler noch in Diensten des serbischen Meisters Roter Stern Belgrad. Castillo zählte zu den Stützen von Ecuadors Nationalmannschaft bei der WM 2006 in Deutschland. Castillo ist nach Ivan Kaviedes erst der zweite Ecudorianer, der in der italienischen Serie A einen Vertrag erhält.

Weiter viel Sonne im Andenhochland

Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor war in diesen Tagen im Andenhochland gefragt. Das sagt eigentlich alles über die Temperaturen im Bergland. Das heitere Wetter der vergangenen Wochen setzte sich fort. Lediglich nachts wurde es unter dem klaren Himmels mitunter ziemlich kühl.


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Das Plus der Nachrichten ist unser Kommentar
Umgangston wird rauer
Von Axel Jeroma

Der politische Umgangston in Ecuador ist in den vergangenen Wochen rauer geworden. Dazu beigetragen hat nicht nur Präsident Rafael Correa mit seiner gewohnt deutlichen Rhetorik. Auch der Bürgermeister von Guayaquil und führende Wirtschaftsvertreter haben sich lautstark im politischen Wettstreit geäußert. Hören Sie dazu unseren Kommentar der Woche

2008 wird ein Jahr der Auseinandersetzungen in Ecuador. Diese Einschätzung stammt nicht von den politischen Beobachtern des Landes. Nein. Sie kommt von Ecuadors Präsident Rafael Correa. Seiner Meinung nach werden die ehemaligen Eliten des Landes alles versuchen, die von ihm vor zwölf Monaten eingeleitete Revolution des Bürgertums zu stoppen. Bei der Ein-Jahres-Feier seiner Präsidentschaft am Wochenende vor 100.000 seiner Anhänger in Guayaquil warf Correa seinen politischen Gegnern daher erneut den Fehdehandschuh hin. „Die alten Eliten dürfen dieses Land nie mehr regieren“, rief er unter einem Beifallssturm in die Menge. Wen er mit den alten Eliten meint, ist allen im Land klar: die Vertreter des Parteiensystems und den „Geldadel“ von Guayaquil. Die etablierten Parteien sind seit ihrer herben Niederlage bei der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung immer noch damit beschäftigt, ihre Wunden zu lecken. Zu entschlossener Gegenwehr scheinen sie zumindest im Moment nicht fähig.
Gefahr für Correa und seine Revolution des Bürgertums kommt aus einer anderen Richtung. Da ist zunächst einmal Jaime Nebot. Der populäre Bürgermeister der Wirtschaftsmetropole Guayaquil hat sich in den vergangenen Wochen als eine Art Oppositionsführer herauskristallisiert. Er wettert vor allem gegen die Versuche der Regierung, die kommunale Selbstverwaltung zu beschneiden und der Stadt weniger Steuermittel zur Verfügung zu stellen. Weniger Geld im Stadtsäckel bedeute weniger Infrastruktur und auch weniger Ausgaben im sozialen Bereich, folgert Nebot. Damit konterkariere Präsident Correa seine eigene Politik, frozzelte Guayaquils Bürgermeister.
Darüber hinaus setzte sich Nebot zuletzt deutlich von seiner eigenen Partei, der der Partido Social Christiano ab. Denn auch die PSC hatte von den Ecuadorianern bei der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung eine Abfuhr erteilt bekommen. Mit den Absetzbewegungen von der PSC versucht Nebot sich politisch zu öffnen und sich so für breitere Schichten der Bevölkerung interessant zu machen. Ob es ihm gelingt, außerhalb von Guayaquil eine größere Anhängerschaft zu gewinnen und sich als ernst zu nehmender Konkurrent für Präsident Correa zu etablieren, ist im Moment schwer einzuschätzen. Ein wichtiger Gradmesser ist ein Protestmarsch gegen die Politik Correas, zu dem Jaime Nebot für heute die Bewohner und Unternehmer der Küstenregion aufgerufen hat. Gelingt es ihm nicht, eine ansehnliche Zahl von Menschen zu mobilisieren, war sein Versuch, landesweit an Profil zu gewinnen, nicht mehr als ein Strohfeuer.
Kritisch gegenüber Correa äußern sich in jüngster Zeit auch wieder verstärkt führende Wirtschaftsleute. Sie kritisieren die geplante Steuerreform zu Lasten hoher Einkommen und das Einfrieren von Preisen für Lebensmittel wie Milch oder Reis. Die geballte Wirtschaftskraft des Landes sitzt, wie es der Zufall will, in der Region um Guayaquil. Deren politisches Sprachrohr ist wie gesagt Jaime Nebot. Eine Allianz der Wirtschaft mit einem nach Autonomie für seine Stadt und die Region kämpfenden Politiker Nebot könnte eine gefährliche Konfliktsituation heraufbeschwören.
Zu beobachten ist dies aktuell in einem anderen Andenstaat, in Bolivien. Dort ist der Reichtum ebenfalls in den Händen einiger weniger Provinzen des Tieflandes. Deren Provinzfürsten drohen offen mit der Abspaltung vom Rest Boliviens, sollten sie den in der neuen Verfassung geplanten finanziellen Beitrag zugunsten des armen Berglandes leisten müssen.
„Nachtigall ick hör dir trapsen“, würde der Berliner an dieser Stelle wohl sagen. Sollten manche Kreise in der ecuadorianischen Küstenregion um Guayaquil insgeheim ähnliche Ziele verfolgen, könnte das verheerende Folgen für den momentan intakten inneren Frieden in Ecuador haben. Es ist zu hoffen, dass die politischen Gegner Correas intelligent genug sind zu unterscheiden – zwischen zulässigem Protest und riskantem Spiel mit dem Feuer.



Foto: Bank vor meiner Haustüre
"Mach mal Pause"