31 Januar 2008

NewsPlus für den 31. Januar 2008

Aus Quito mit den Nachrichten Eurer Andenstimme und herzlichen Grüßen, Eure Iris
Der Kommentar wird die Fußballfreunde erfreuen und bestimmt interessieren.

Nachrichten am 31. Januar 2008
Redaktion: Axel Jeroma

200.000 Menschen marschieren gegen Präsidenten-Politik
Bürgermeister mobilisiert seine Bürger: Über 200.000 Menschen haben vergangenen Donnerstag in Guayaquil gegen die Politik von Ecuadors Präsident Rafael Correa protestiert. Aufgerufen zu dem Protestmarsch hatte Guayaquils Bürgermeister Jaime Nebot. Er beschuldigte den Präsidenten, Ecuador mit seiner Politik zu spalten. Correa wolle mit dem Sozialismus ein politisches System in Ecuador etablieren, das in anderen Ländern gescheitert sei, sagte Guayaquils Bürgermeister.

Präsident Correa geht zum Gegenangriff über
Ecuadors Staatschef schlägt zurück: Mit scharfen verbalen Attacken hat Präsident Rafael Correa die Kritik von Guayaquils Bürgermeister Jaime Nebot zurückgewiesen. Guayaquil werde keineswegs in seiner Selbstverwaltung und den Steuereinnahmen beschnitten, sagte Correa. Der Präsident warf Nebot seinerseits vor, dass Land spalten zu wollen. Laut Correa gibt es sogar Anhaltspunkte für eine internationale Verschwörung. So will der Präsident Hinweise dafür haben, dass die politischen Rechtsparteien Ecuadors und Boliviens gemeinsame Sache machen. Sie versuchten mit allen Mitteln, die Reformen der linksorientierten Regierungen beider Länder zu torpedieren, sagte Correa.

Taxifahrer und Parfüm-Verkäuferinnen bekunden Unmut
Protestaktionen gegen neue Verfassung: Mit einer Blockade des Tagungsortes Montechristi haben zahlreiche Taxifahrer des Landes gegen das geplante Verkehrsgesetz protestiert. Sie äußerten ihren Unmut darüber, dass die Verfassungsgebende Versammlung die Bußgelder für Verkehrssünder deutlich erhöhen will.
Sorgen um ihre Existenz machen sich derweil viele Parfüm-Verkäuferinnen des Landes. Durch die Erhöhung der Steuer auf Parfüm um 20 Prozent ist der Umsatz nach ihren Worten spürbar zurückgegangen. 200 Frauen, die Parfüm- und Kosmetikartikel auf selbstständiger Basis verkaufen, demonstrierten vorige Woche in Quito. Vor dem Präsidentenpalast forderten sie die Rücknahme der Steuererhöhung.

Rosen aus Ecuador erfreuen sich steigender Beliebtheit
Geschäft mit Rosen floriert: Ecuador hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Rosen exportiert als 2006. Insgesamt wurden voriges Jahr rund 700.000 Kisten zu je 22 Kilogramm Rosen in die USA und nach Europa geliefert. Das entspricht einer Zunahme von 108.000 Kisten. Dies geht aus einer Anfang der Woche veröffentlichten Statistik hervor. Auch im Moment werden Transportflugzeuge wieder geschäftig mit Rosen aus Ecuador beladen. Der Grund ist der Valentinstag im Februar. Das Geschäft mit dem Valentinstag macht rund 30 Prozent des gesamten Rosenexports pro Jahr aus.

Über hundert nicht genehmigte Siedlungen um Quito
Problemzonen im Außenbezirk: 118 nicht genehmigte Siedlungen gibt es derzeit rund um Ecuadors Haupstadt Quito. Viele dieser Zonen haben keinen Anschluss an die Wasser- oder Stromversorgung. Darauf hat vor kurzem die Stadtverwaltung Quitos hingewiesen. Die Verwaltung will sich nun verstärkt bemühen, die Siedlungen in den Stadtbereich zu integrieren. Vor allem die Versorgung mit Strom und Wasser soll gewährleistet werden.

Millioneneinnahme aus Fernsehrechten
Top-Klubs sichern sich das meiste Geld: Barcelona Guayaquil und Liga de Quito, die beiden populärsten Teams Ecuadors, bekommen zur neuen Saison Millionensummen aus dem Verkauf der Fernsehrechte. Wie aus einem Pressebericht hervorgeht, erhält Barcelona zwei, Liga eine Million Dollar durch den Verkauf der Übertragungsrechte. Kleine Klubs wie Aufsteiger Espoli müssen dagegen mit 400.000 Dollar zufrieden sein. Über solche Beträge kann ein Fußball-Bundesligist nur herzhaft lachen. Die Spitzenklubs in Deutschland erzielen allein aus den Fernsehrechten für die Bundesliga pro Jahr über 20 Millionen Euro. Das entspricht rund 30 Millionen Dollar.

Tagsüber viel Sonne, nachts teils heftige Schauer
Zum Schluss wie immer der Blick aufs Wetter: Sonne und Regen im Wechsel gab es in der vergangenen Woche im Andenhochland. Gut für alle Sonnenhungrige: Die Regenschauer beschränkten sich weitgehend auf die Nacht- und die frühen Morgenstunden. So konnten viele in der vergangenen Woche ihre Mittags- und Kaffeepause im Freien genießen.

Kommentar für Sendung am 31. Januar 2008
Von Axel Jeroma

Die Städte Quito und La Paz sind wegen ihrer Höhenlage als Austragungsorte für WM-Qualifikationsspiele im Fußball gefährdet. Darüber haben wir in dieser Sendung bereits mehrfach berichtet. Der südamerikanische Fußball-Verband CONMEBOL hat dieser Tage den beiden betroffenen Ländern den Rücken gestärkt. Das letzte Wort hat jedoch der Weltfußballverband FIFA. Hören Sie dazu unseren Kommentar der Woche.

Die FIFA ist bekannt für manch dummen Vorschlag. Einer davon, an den sich viele Fußballfans mit Grausen erinnern, war die Neuregelung des passiven Abseits. Vor dem Konföderationen-Cup 2005 in Deutschland eingeführt, erwies sich die Regeländerung in der Praxis als völlig albern. Sie verschwand schnell in der Mottenkiste.
Dorthin gehören auch alle Pläne, die Spielorte La Paz und Quito von der FIFA-Landkarte zu tilgen. Seit Jahrzehnten werden in beiden Städten WM-Qualifikationsspiele ausgetragen. Von gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist nie etwas bekannt geworden. Doch eben genau dieses Argument zieht jetzt die FIFA für ihre Pläne heran. Laut einem Gutachten von britischen Ärzten sind ab einer Höhe von 2750 Metern gesundheitliche Beeinträchtigungen für Fußballer nicht auszuschließen. Die Mediziner raten deshalb zu einer ausreichenden Akklimatisierung. Sie fordern dafür mindestens eine Woche. Diese Frist ist aber wegen des engen Terminkalenders der Profis nicht zu realisieren. Eine solche Regelung wäre daher gleichbedeutend mit dem Aus für Quito und La Paz.
Aber es gibt Hoffnung. Denn in der Branche haben sich längst Zweifel breit gemacht, ob eine langwierige Akklimatisierung überhaupt sinnvoll ist. Einige Mannschaften haben ein anderes Rezept gegen die Spiele in den Höhenlagen von Quito und La Paz gefunden. Sie reisen erst kurz vor dem Spiel an, um dem Umstellungsprozess zu entgehen. Die Nationalmannschaft Venezuelas ging vor ihrem Sieg beim WM-Qualifikationsspiel im Oktober vorigen Jahres genau so vor. Sie trainierte einige Tage vor dem Spiel an der Küste, flog morgens nach Quito, gewann abends die Begegnung und reiste unmittelbar danach heim nach Venezuela.
Dieses Beispiel macht eines deutlich: Die Höhenlage scheint eher ein psychologischer Vorteil zu sein als ein körperlicher. Denn wäre die Höhenlage wirklich ein so entscheidender Faktor, würden Ecuador und Bolivien jedes Mal Spitzenplätze in der WM-Qualifikation in Südamerika einnehmen. Tun sie aber nicht. Daher hängt vieles wohl doch eher mit der Einstellung der Gegner zusammen. Wenn diese oft nur mit einem B-Team anreisen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie nur wenige Punkte in La Paz oder Quito ergattern.
Boliviens Präsident Evo Morales kann die ganze Aufregung um die Spielorte Quito und La Paz ebenso wenig nachvollziehen: „Wenn man in der Höhe leben kann, kann man dort auch Fußball spielen“, sagte er in der vergangenen Woche. Recht hat er. Hoffentlich begreifen das endlich auch die Herren von der FIFA.

Fragen? deutsch@hcjb.org.ec
Weitere Infos? www.andenstimme.org